So viel Erfolg hatten sie als aktive Politiker nur selten: Hundert Prozent ihrer finanziellen Forderungen haben die Polit-Haudegen Karl Blecha und Andreas Khol durchgebracht. Mit ihren Vorstellungen, dass die Pensionen um 2,1 Prozent erhöht werden sollen, obwohl sich die Pensionskommission für eine Anhebung nur auf Höhe der Inflationsabgeltung – also 1,7 Prozent – ausgesprochen hatte, kamen sie durch. Dass eine pekuniäre Forderung zu hundert Prozent erfüllt wird, gelingt etwa bei Gehaltsverhandlungen praktisch nie. Kein Wunder, dass beiden die Freude anzusehen war.

Dass vor allem Bezieher von Mindestpensionen nach den Nullrunden der vergangenen Jahre eine Erhöhung bitter nötig haben – die mit durchschnittlich 21 Euro ohnehin bescheiden ausfällt –, ist keine Frage. Zumal vor allem bei Beziehern von Mindestpensionen die Kaufkraft seit 2001 jedes Jahr abgenommen hat. Erst mit der kräftigen Anhebung heuer sind die Kleinstpensionen real wieder mehr wert als zu Beginn des Jahrzehnts.

Allen Pensionisten sei die Draufgabe gegönnt, aber in Summe sind es hundert Millionen Euro Mehrkosten, die die Differenz zwischen 1,7 und 2,1 Prozent ausmachen. Damit haben sich die beiden Volksparteien zwar das Wohlwollen von potenziell zwei Millionen Wählern erkauft, aber gleichzeitig der jungen Generation eine gewaltige Last aufgelegt. Denn das Argument von Blecha, dass „Milch um 13 Prozent, Erdäpfel um zehn Prozent und Strom um neun Prozent teurer geworden ist“, trifft alle.

Die Begründung, warum die Anhebung höher als die Inflationsabgeltung sein muss, liefert der Pensionistenpreisindex, in dem anders als beim Verbraucherpreisindex etwa Ausgaben für Gesundheit stärker berücksichtigt werden. Auftraggeber ist der Seniorenrat. Warum gibt es dann nicht eigentlich einen Jungfamilienindex? Die von Blecha angesprochenen Preissteigerungen etwa bei Milch treffen junge Eltern, noch dazu, wenn Vater oder Mutter in Karenz sind, noch viel stärker. Außerdem ist die Familienbeihilfe zuletzt im Jahr 2000 erhöht worden, wenn man den Basisbetrag betrachtet. Das Argument, dass die Inflationsentwicklung nicht kompensiert wird, ist auch auf Studierende anzuwenden: Nicht einmal einen Inflationsausgleich gibt es bei den Studienbeihilfen, die heuer zum ersten Mal seit dem Jahr 2000 angehoben wurden – die Inflationsentwicklung macht aber 16,6 Prozent aus.

Wenn dieses Beispiel der Pensionisten Schule macht, dann kann sich jede Gruppe in ihrem eigenen Auftrag einen eigenen Index errechnen. Voraussetzung ist: dass eine starke Interessen-, sprich Wählergruppe dahintersteckt. Das Vergnügen, Lohnverhandlungen zu führen, wird dann noch erheblich gesteigert werden.

Statt einfach die Forderungen einer starken Lobby, die junge Familien nicht haben, zu befriedigen, sollten sich die politischen Handlungsträger in diesem Land der Konsequenzen ihres Handelns bewusst sein. Österreich ist trotz der Reform der Vorgängerregierung weiter ein Land der Frühpensionisten. Das tatsächliche Renteneintrittsalter hinkt dem gesetzlichen weiter massiv hinterher. Wer mit 60 Jahren noch arbeitet, muss sich die Frage stellen lassen, warum er nicht längst den Ruhestand genießt und quasi Jüngeren den Arbeitsplatz wegnimmt. Wer mit 65 Jahren noch aktiv tätig ist, muss sich erst recht scheel anschauen lassen – und erfährt von der Pensionsversicherungsanstalt nicht einmal, dass er neben seinem Gehalt auch ein Anrecht auf die Pension hat.

Eine umfassende Reform, die auch die steigende Lebenserwartung berücksichtigt, liegt nicht nur im Interesse nachwachsender Generationen, sondern auch der Pensionisten. In Österreich werden die Pensionen schlechter valorisiert als etwa in Deutschland oder der Schweiz. Das hängt auch mit den vergleichsweise hohen Ausgangspensionen zusammen.

Eine Schieflage zugunsten der Älteren ist aber nicht fair, damit wird ein Generationenkonflikt angefacht. Ein Aufstand der Jungen ist nur eine Frage der Zeit. (Alexandra Föderl-Schmid/DER STANDARD, Printausgabe, 15.11.2007)