Ohne konkrete Ergebnisse ist in Rio de Janeiro eine Internet-Konferenz der Vereinten Nationen zu Ende gegangen. Die rund 1.000 Regierungsvertreter und Experten aus Wirtschaft und Technik konnten sich nicht auf gemeinsame Empfehlungen für die künftige Verwaltung des weltweiten Computernetzes verständigen. Wünsche "Viele Entwicklungsländer dringen auf Änderungen", sagte der Leiter der abschließenden Sitzung des Internet Governance Forums (IGF), Augusto Gadelha Viera, am Donnerstag. Im Zentrum der Kritik stand die dominierende Rolle der USA mit der von Washington kontrollierten Internet-Verwaltungsorganisation ICANN. Der russische Delegierte Konstantin Nowoderejhkin rief UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon auf, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die praktische Schritte entwickeln soll, um das Internet unter die Kontrolle der internationalen Gemeinschaft zu bringen. Kritik Befürworter des gegenwärtigen Systems befürchten jedoch, dass es dann zu verstärkter Einflussnahme von Regierungen kommen könnte. Der Internet-Pioneer Vint Cerf, der in diesem Monat sein Amt als ICANN-Vorsitzender niedergelegt hat, sagte, dass sich die ICANN bereits erfolgreich um Internationalisierung bemüht habe. Möglichkeiten Die Teilnehmer des Forums berieten auch über Möglichkeiten, um die fünf Milliarden Menschen ohne Internet-Zugang ins Netz zu bringen. Weitere Themen waren der Kampf gegen Kinderpornografie, Identitätsdiebstahl, Kreditkartenbetrug und Terrorismus. Gipfel Das IGF wurde vor zwei Jahren auf dem Weltinformationsgipfel in Tunesien gegründet. Damals wurde beschlossen, dass die ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) ihre Aufgaben weiter behalten soll. Als Ausgleich wurde das IGF eingerichtet, das jedes Jahr zusammenkommen soll, um die Rolle der ICANN zu überprüfen und sich mit Fragen wie dem Zugang zum Internet zu beschäftigen. Die erste Sitzung fand im vergangenen Jahr in Athen statt. Das nächste Forum findet 2008 in Neu-Delhi statt. (APA)