Der Vormarsch der digitalen Verwaltung und der zunehmende elektronische Austausch zwischen Unternehmen, Behörden und Bürgern soll allen Beteiligten Vorteile bringen. Probleme könnten langfristig aber durch unterschiedliche Formate bei der Bearbeitung und Speicherung der Daten entstehen, hieß es am Rande einer Tagung der Fachgruppe Unternehmensberatung und IT (UBIT) in der Wirtschaftskammer , die am Donnerstag, in Wien stattfand.

Offene, standardisierte Formate

Der Verwaltung wird deshalb empfohlen, in ihrer Kommunikation offene, standardisierte Formate zu verwenden, um die allgemeine Gültigkeit von Dokumenten zu gewährleisten. Denn derzeit können sich die Bürger Word-Dokumente von Gemeindeportalen runterladen, müssen Online-Formulare ausfüllen oder bekommen Bescheide als PDF-Dateien. Durch ein Standardformat sollen auch die Probleme, die bei der Kommunikation zwischen Unternehmen oder Behörden auftauchen, beseitigt werden.

Vorsicht

"Allerdings ist Vorsicht geboten, weil viel Geld im Spiel ist, das die Anbieter von Standards verdienen wollen. Hier hat die Verwaltung bereits schmerzhafte Erfahrungen gemacht und außerdem viele Anbieter vom Markt ausgeschlossen", erklärte Barbara Held von der Generaldirektion für Informatik der Europäischen Kommission. Daher setze man auf offene Dokumentenformate und freie Nutzung. "Das Open-Document-Format (ODF), das bereits den Segen der Internationalen Organisation für Standardisierung (ISO) hat, entspricht diesen Vorstellungen", so Held. Erwünschter Nebeneffekt: Der Bürger werde nicht mehr gezwungen, ein bestimmtes Produkt zu kaufen.

"Derzeit liegt die Macht der installierten Software bei Microsoft Office"

"Derzeit liegt die Macht der installierten Software bei Microsoft Office", ergänzte Roland Ledinger, Leiter des Bereiches IKT-Strategie des Bundes. Insgesamt seien die anfallenden Datenmengen enorm angewachsen: "Vor ein paar Jahren zählte das Bundeskanzleramt noch 150.000 Eingänge pro Monat in Papierform, jetzt ist es nur mehr ein Bruchteil. Auf elektronischem Weg erhalten wir inzwischen hingegen 200.000 Dokumente monatlich. Die Frage ist, wie wir die Daten in Zukunft erhalten und sichern", sagte Ledinger. " Der heutige Standard ist Microsoft Office, allerdings haben hier die Nutzer keine Mitsprachemöglichkeit bei der Entwicklung", kritisierte Erwin Gillich, Leiter der EDV-Abteilung der Stadt Wien. ODF erlaube es den Softwarefirmen, interoperable Produkte anzubieten, was die Wahlmöglichkeit vergrößere. "Microsoft hat - was ja auch legitim ist - ein Interesse daran, dass dieser Standard nichts wird", so Gillich, der von einem "Krieg der Welten" sprach.

wichtig

"Österreichische IT-Betriebe können von offenen Standards profitieren und eigene Lösungen entwickeln. Wichtig ist, dass wir nicht in Abhängigkeiten geraten, aus denen wir nicht mehr herauskommen", gab sich auch Friedrich Kofler, Obmann der Fachgruppe UBIT, überzeugt.(APA)