Wien - "Das ist nicht einmal ein Regentropfen in ein großes Fass." Der Präsident des ÖVP-Seniorenbundes, Andreas Khol, verwahrt sich gegen den Vorwurf, die aktuelle Pensionsanpassung (2,9 Prozent für kleine Pensionen) sei nicht im Sinne der Generationengerechtigkeit. Genau diesen Vorwurf hatten aber Pensionsexperten erhoben. Khol: "Das ist eine Hysterie, die ich aufs Schärfste verurteile." Die Nachhaltigkeit des Pensionssystems sei gesichert. "Die Pensionszuschüsse der Republik fallen seit einigen Jahren." Und die EU-Kommission habe vorausgesagt, dass die Pensionszuschüsse bis 2050 weiter fallen würden, sagte Khol am Freitag zum Standard.

Wie auch sein SPÖ-Pendant Karl Blecha verweist Khol darauf, dass die relativ hohe Pensionsanpassung bei den Kleinpensionen unter "Armutsbekämpfung" einzustufen sei. Zu seiner eigenen Pension - kolportiert werden bei Khol und Blecha rund 14.000 Euro - gab es vom ÖVP-Politiker keinen Kommentar.

Bei den Kleinpensionen zeigt die Statistik: Rund 239.000 Senioren bekommen nur die Ausgleichszulage - eine Art Mindestpension, die jetzt von 726 auf 747 Euro pro Monat angehoben wird. Die Durchschnittspension lag im August bei 871 Euro, gab der Hauptverband der Sozialversicherungsträger auf Anfrage bekannt. Bei Frauen lag der Durchschnitt gar nur bei 671 Euro, bei Männern waren es 1129 Euro. In diesen Zahlen nicht berücksichtigt sind allerdings die deutlich höhere Beamtenpensionen. Sie kommen im Schnitt pro Monat auf deutlich über 2000 Euro.

Armutsgefährdet sind unter den über 65-Jährigen vor allem die Frauen, erklärt die Sozialwissenschafterin Ursula Till-Tentschert, die am letzten Sozialbericht der Regierung mitgearbeitet hat. Als Gründe nennt die Soziologin den "lebenslangen Einkommensunterschied" zwischen Männern und Frauen, wie auch etwa, dass viele Frauen ihre Kinder zu Hause groß gezogen haben. Das Risiko der Armutsgefährdung ist nur bei Alleinerziehern und Migranten höher.

Laut Armutskonferenz leben 111.000 aller Pensionisten (sieben Prozent), mehrheitlich Frauen, in akuter Armut, können es sich zum Beispiel nicht leisten, ihre Wohnung warm zu halten. Zum Vergleich: Bei der Gesamtbevölkerung sind es fünf Prozent. (von Günther Oswald und Peter Mayr/DER STANDARD, Printausgabe, 17.11.2007)