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Foto: APA/Peter Steffen
Die Wiener spielen den Ball zurück: Man werde Effizienzpotenziale nutzen, aber nicht Leistungen kürzen und Ärzte kündigen.

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Wien – Die Defizite der Krankenkassen steigen weiter. Laut jüngster Prognose der Sozialversicherungen wird das Minus heuer 355 Millionen Euro ausmachen. Das sind um rund 40 Millionen mehr als bei der Prognose im August. Im Vorjahr hatte das Defizit 60,9 Millionen Euro betragen. Allein die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) rechnet mit einem Minus von 140,6 Millionen Euro, doppelt so viel wie im Gebarungsergebnis 2006 (minus 71,3 Millionen).

Das Gesundheitsministerium verweist darauf, dass man ein Paket beschlossen habe, das 300 Millionen Euro bringen soll. Dieses enthält die Anhebung der Krankenversicherungsbeiträge um 0,15 Prozent und Einsparungen bei den Kassen. Jene Kassen, bei denen das Defizit besonders groß ist, müssten nun selbst ein Sanierungskonzept vorlegen.

Das „ärgert“ den Direktor der WGKK, Jan Pazourek, schließlich habe man bereits Ex-Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat zwei Sanierungskonzepte vorgelegt, die aber nicht umgesetzt worden seien. Natürlich wolle man Effizienzpotenziale nutzen – nur auf der Ausgabenseite einzusparen, sprich mit Leistungskürzungen und Kündigung von Vertragsärzten, „machen wir nicht freiwillig“.

Die von Kdolsky angesprochene Erhöhung der Krankenkassenversicherungsbeiträge sei nicht mehr als ein „Nullsummenspiel“, rechnet Pazourek vor: Diese brächte den Gebietkrankenkassen 90 Millionen Euro. Davon werden 30 Millionen für die Spitalsfinanzierung verwendet, 60 Millionen kostet die gleichzeitig beschlossene Deckelung der Rezeptgebühren.

Pazourek nennt drei Gründe für die rasante Entwicklung des Defizits: Die Medikamentenkosten seien um „alarmierende“ 13 Prozent gestiegen. Die Aufwendungen für Krankengeld und Arztbesuche seien ebenfalls höher als erwartet. Die WGKK laboriert an besonders hohen Kosten für Zinsen in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages: „Wir wenden für Zinsen mittlerweile mehr auf als für Zahnersatz“, erläutert Pazourek. Die Politik müsse sich überlegen, ob sie so viel Geld zu den Banken abfließen lassen wolle. (Andrea Heigl/DER STANDARD, Printausgabe, 17.11.2007)