Die Zusammenfassung des Reports des UN-Klimarats liegt nun vor. Damit wurde ein "wissenschaftlicher Kompass" geschaffen, der für die Regierungsverhandlungen auf Bali im Dezember dienen soll und bei dem Treibhausgas-Schnitte diskutiert werden.

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Valencia/Riad – Der jüngste Bericht des Weltklimarats über die globale Erwärmung ist aus Sicht der Vereinten Nationen ein klarer Handlungsauftrag. "Was der Bericht bedeutet – auch wenn es nicht so explizit drinsteht –, ist: Für Politiker gibt es keine Entschuldigung mehr, nicht zu handeln", sagte der Leiter des UN-Klima sekretariats, Yvo de Boer.

Neu sei die Eindeutigkeit des Berichts und die Tatsache, dass Möglichkeiten zum Gegensteuern aufgezeigt würden. Der größte Beitrag zur Lösung des Problems wird demnach von einer effizienteren Energienutzung sowie aus einer Umstellung der Energieversorgung auf Solar- und Windenergie, Biomasse, Geothermie und Wasserkraft erwartet. Auf die Möglichkeit, dass mit mehr Kernkraft der CO2-Ausstoß reduziert werden kann, wird ebenso verwiesen.

"Die schlimmsten Szenarien des IPCC sind so angsterregend wie ein Sciencefictionfilm", sagte UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon bei der Vorstellung des Dokuments. Ohne eine schnelle Reduzierung der erderwärmenden Treibhausgase muss sich die Welt demnach auch in landwirtschaftlich wichtigen Gebieten auf Dürreperioden und an dicht besiedelten Küsten auf schwere Überflutungen einstellen.

Um die schlimmsten Szenarien zu vermeiden, müssten bei der UN-Klimakonferenz auf Bali Anfang Dezember die Weichen für das nächste weltweite Klimaabkommen gestellt werden. "Der Klimarat hat uns mit einem wissenschaftlichen Kompass für diese Verhandlungen ausgestattet", so der UN-Vertreter.

Allerdings wird es auf Bali nur um drei Dinge gehen, nämlich den Start von Verhandlungen über das Abkommen für die Zeit nach 2012, eine Agenda für die Verhandlungen und die Festlegung, dass sie 2009 abgeschlossen werden sollen. "Ich glaube, das wäre schon ein ungeheurer Erfolg", sagte de Boer. "Mehr zu erwarten wäre übertrieben", sagte er. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verlangte eine konstruktivere Rolle der USA und Chinas. Die USA, die nicht Teil des derzeit gültigen Klimaabkommens (Kioto-Protokoll) sind, begrüßten den Klimabericht. "Wir haben eine ausgewogene Position erreicht", meinte die US-Delegationsleiterin bei den Verhandlungen des Weltklimarates, Sharon Hayes. Kritiker hatten den USA vorgehalten, sie hätten bei den Verhandlungen versucht, den Bericht abzuschwächen.

Saudi-Vorstoß

Saudia-Arabien, das bisher wie die USA ablehnend zu den Aussagen um Klimawandelfolgen stand, startete am Wochenende beim Gipfel der erdölexportierenden Staaten, Opec, in Riad eine Klimaschutzinitiative. Das Land mit den weltweit größten Erdölvorkommen schlug vor, dass die Opec-Staaten einen Fonds gründen, mit dem emissionsärmere Förderung und Verwendung von fossilen Energieträgern wie Erdöl erforscht werden sollen.

Algerien, Indonesien, Nigeria und Ecuador lehnten die saudische Initiative ab. Ecuador erklärte dazu, die Finanzierung des Klimaschutzes sei eine Aufgabe der reichen Industriestaaten.

Nun will Saudi-Arabien allein einen solchen Umweltfonds gründen, der mit 300 Millionen Dollar (205 Mio. Euro) dotiert sein soll, sagte der saudische König Abdullah. Insbesondere soll die Entwicklung von Technologien unterstützt werden, mit denen das Treibhausgas CO2 in tiefen Erdschichten gespeichert werden kann. (AP, dpa, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.11.2007)