Wien - Dieser Tage verschickt Bundeskanzler Alfred Gusenbauer in seiner Funktion als SPÖ-Vorsitzender einen Brief an die Pensionisten. Darin heftet er sich die Pensionserhöhung an seine Fahnen und attackiert die ehemalige Regierung Schüssel scharf. Der Brief erinnert an jenen Pensionisten-Brief von Ex-Kanzler Franz Vranitzky (S), der sich im Nationalratswahlkampf 1995 ebenfalls an die Senioren gewendet hatte. Die APA bringt beide Briefe im Wortlaut.

Gusenbauer-Brief an die Pensionisten (22. November 2007):

"Lieber ... !

Hand aufs Herz: Hatten Sie in den letzten Jahren manchmal das Gefühl, dass Sie vom Wohlstand des Landes nicht Ihren gerechten Anteil bekommen? Fühlten Sie sich vielleicht von der Politik unfair behandelt? Viele Pensionistinnen und Pensionisten haben so empfunden. Ich verstehe das. Denn in den letzten sieben Jahren sind die Pensionen immer weniger wert geworden. Nur ein einziges Mal hat die Vorgängerregierung die Teuerung abgegolten - und das bei ständig steigenden Preisen fürs Leben. Das ist nicht anständig.

Genau deshalb verfolge ich mein Ziel mit Nachdruck: Jeder soll sein Stück vom Kuchen bekommen, ganz besonders die ältere Generation. Ihr haben wir viel zu verdanken, sie muss vom Wirtschaftsaufschwung profitieren.

Darum haben wir die Pensionen jetzt kräftig erhöht. Besonders deutlich werden das die Bezieherinnen und Bezieher von kleinen und mittleren Pensionen spüren, und das ist die große Mehrheit. Die Mindestpensionen haben wir jetzt zum zweiten Mal in Folge massiv angehoben.

Leisten können wir uns das, weil wir die Beschäftigung angekurbelt haben. Endlich sinkt die Arbeitslosigkeit, auch bei den Jugendlichen, und das ist mir besonders wichtig.

Ich möchte Ihnen schon jetzt schöne Weihnachtsfeiertage sowie Gesundheit und Zufriedenheit im neuen Jahr wünschen. Gemeinsam mit meinem SPÖ-Regierungsteam werde ich dafür sorgen, dass es ein gutes Jahr für Sie wird.

Herzliche Grüße, Ihr Dr. Alfred Gusenbauer (SPÖ-Vorsitzender)"

Vranitzky-Brief an die Pensionisten (7. Dezember 1995):

"Sehr geehrte Familie ... ,

heuer gibt es eine "Schöne Bescherung" für alle, die ihren verdienten Ruhestand genießen, oder sich schon darauf freuen: Die ÖVP wollte bestehende Pensionen kürzen und das gesetzliche Pensionsalter überfallsartig erhöhen! Das habe ich persönlich verhindert. Um trotzdem auf die Pensionen zugreifen zu können, wollte die ÖVP Neuwahlen. Ausgerechnet eine Woche vor Weihnachten!

Aus vielen Gesprächen mit Senioren weiß ich, daß diese Probleme Anlaß zu großer Sorge geben. Die Menschen verstehen durchaus, daß Reformen und Sparmaßnahmen notwendig sind. Aber sie verstehen nicht, daß man ihnen etwas wegnehmen will, was sie im Vertrauen auf unseren Staat hart erarbeitet haben. Deshalb sage ich: Pensionsreform ja, aber menschlich und gerecht.

Die SPÖ will die Pensionen sichern. Und Pensionen sichert man am besten mit neuen Arbeitsplätzen. Deshalb werde ich ein starkes Investitionsprogramm für neue Arbeitsplätze starten. Mein Ziel ist die Vollbeschäftigung. Denn: Sichere Arbeitsplätze sind die beste Garantie, daß die Pensionen auch in Zukunft gesichert sind.

Damit ich dieses Ziel verwirklichen kann, ersuche ich um Ihr Vertrauen.

Ihr Franz Vranitzky

P.S.: Sie haben mit Ihrer Arbeit aus einem armen Nachkriegs-Österreich ein wohlhabendes Land gemacht. Ein sicheres, stabiles Österreich, auf das wir alle stolz sein können. Dieses Land braucht keine Experimente. Am 17. Dezember entscheiden Sie darüber, ob es so bleibt!" (APA)