Als er jüngst die in der Albertina präsentierte Sammlung Batliner besichtigte, war Thomas Salis schon ein wenig überrascht – angesichts der doch stattlichen Menge der von ihm an den Schweizer Sammler über Jahre verkauften Kunstwerke. Bis zu solchen Abschlüssen war es aber ein weiter Weg, der Am Hof im Herzen der Wiener Innenstadt begann.

Hier verdiente sich der 1950 in Salzburg Geborene erste Sporen. Während des Studiums der Betriebswirtschaft in Wien residierte er bei seinem Onkel, plünderte dessen Dachboden und reichte die Fundstücke am Flohmarkt weiter. Die erste größere Verkaufsausstellung waren ebenfalls familiäre Kapitalien, eine Sammlung englischer Sporting Art. Dazu mietete man den Kuppelsaal im Palais Schwarzenberg. Erfolg wurde es keiner, aber eine interessante Erfahrung. Jedenfalls roch Salis Lunte und eröffnete nahe des Theresianums seine erste Galerie, spezialisiert auf englische Möbel und Kunst der Silberschmiede. Nach drei Jahren zog es ihn nach New Orleans und New York.

Anfang der 80er-Jahre kehrte er zurück. Dann kam eines zum anderen: Gemeinsam mit Bernhard Brenner eröffnete Thomas Salis in der Goldgasse 1982 seine erste Galerie in Salzburg, von Anbeginn bestückte man mit internationalen Hochkarätern. Zum Auftakt lockte eine Einzelausstellung von Serge Poliakoff. Der russische Maler gehört noch heute zum Standardrepertoire, ebenso wie die dem Festspielpublikum zu Ostern und im Hochsommer dargereichte artifizielle Kost von Picasso über Vuillard bis Bonnard.

1994 zieht sich Brenner altersbedingt zurück, Laszlo von Vertes betritt die Bühne. Letzterer kümmert sich um den wirtschaftlichen Erfolg der Galerie, während Thomas Salis die kunsthistorischen Geschicke verantwortet. Als Salis & Vertes präsentiert man sich fortan auf internationalen Kunstmessen. Bei der Tefaf in Maastricht hält man die österreichische Fahne hoch, neben Roman Herzig ist Thomas Salis stets der einzige Vertreter der Alpenrepublik.

Aktuell beschränkt man sich auf sechs Messen pro Jahr – ein Zigeunerleben, auch wegen der 2005 in St. Moritz gegründeten Niederlassung, die mit hochkarätigen Klassikern bestückt werden will. 2006 begeisterte man die dortige Klientel mit einer Einzelausstellung von Marc Chagall – am 18. Dezember eröffnen Salis & Vertes mit einem Querschnitt: vom Expressionismus bis zur Abstraktion, und damit jenen Essenzen, die die Kunst des 20. Jahrhunderts ausmachen. (kron / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.11.2007)