Das Gute zuerst: Der anämische Prinz Eisenherz, die faden Fünf Freunde, der notgeile Tom Sawyer und der politisch korrekte Jim Knopf. Das waren Helden. Oder wenigstens Heidi, Hanni und Nanni, Gulla und Momo - strunzdumme Urscheln, die auch dem einfältigsten Kinde nicht zum Vorbild gereicht hätten. Ein Großteil der heimischen Alphabetisierten jedoch ist - der Medieneuphorie nach zu urteilen - von Pippi Langstrumpf sozialisiert worden, wie ja Frau Stöckl, d. Ä., in ihrer Zeitung so schön schwärmt: "Ihre Vorstellung vom Frausein hat viele Mädchen stark gemacht." Heureka! Powerfrauen wie Andrea Kdolsky (Anarchie!), Claudia Schmied (Aufmupf!), André Heller (Fantasie!), Elisabeth Gürtler (übermenschliche Stärke!) oder Agnes Husslein (freie Persönlichkeitsentfaltung!) verdanken sich demnach einer verzogenen, modisch minderbegabten Villenbesitzerin mit Pferd und Barvermögen (Nein, nicht Sie, Frau Fiona). Einer dyskalkulischen, altklugen Punkerin, die Nietzsches Übermenschen und Bertrand Russells Wille zur Macht ins Kinderzimmer transzendiert, aber zu blöd ist, Schuhe in passender Größe zu tragen.

Langstrümpfe, aufgepasst! Bald ist 2017 - da könnt ihr dann, wenn Jane Austen 200 Jahre tot ist, allesamt öffentlich von euch geben, dass ihr a) "alles" von der rüschigen Mainstream-Rebellin "verschlungen" und b) euren taffen, para- emanzipierten Lifestyle bei ihrer Emma/Lizzy/Elinor abgeschaut habt.

Das Ungute an diesem Role-Modelling by Bestsellers ist: Sogar Der Spiegel moniert nun schon, dass die Weiberleut generell und allüberall als die besseren Menschen, die moralisch Überlegenen, die Friedfertigen, Mildtätigen, Inspirierenden usw. dargestellt werden, wenn nicht sowieso als "Opfer der Geschichte". Und dass es Zeit wird, der Wahrheit auf den Busen zu schauen. Hoppauf, wer traut sich, z. B. Frau Schwarzer als alte Schrulle oder Frau Jelinek als Problemfrisur zu outen? (Una Wiener/Der Standard/rondo/23/11/2007)