Der ORF-Finanzplan 2008 ist Thema der nächsten Stiftungsratsitzung am 13. Dezember und dürfte dort für heftige Diskussionen sorgen. Dem Vernehmen nach wollen die ÖVP-nahen Stiftungsräte dem Finanzplan der Kaufmännischen Direktorin Sissy Mayerhoffer nur unter der Bedingung zustimmen, dass der ORF im nächsten Jahr zusätzlich 20 Millionen Euro einspart. Sollten die Räte darauf bestehen, würde die Geschäftsführung dem Vernehmen nach den Sparstift bei Außenproduktionen, Opernübertragungen, Personal und in den Landesstudios ansetzen.

Der Leiter des ÖVP-Freundeskreises Franz Medwenitsch wollte die kolportierten 20 Millionen Euro im Gespräch mit der APA zwar nicht bestätigen, betonte aber, dass "ein verantwortungsvoller Aufsichtsrat" den Finanzplan des ORF und den sich darin abzeichnenden Kurs "nicht einfach abnicken kann" - schließlich hafte er für seine Beschlüsse. "Das Problem ist, dass der ORF deutlich mehr ausgibt als er einnimmt. In den letzten Jahren lag das Minus bei rund 30 bis 40 Millionen, im Jahr 2008 soll es laut Budgetentwurf dramatisch auf 90 Millionen Euro ansteigen. Dadurch öffnet sich eine Kostenschere, die durch Finanzerträge, Gewinne im Konzern und nicht einmal durch eine Gebührenerhöhung geschlossen werden kann", so Medwenitsch.

Über Reformen nachdenken

Jeder vernünftige Kaufmann beginne bei den Kosten zu sparen, wenn die Einnahmen sinken, der ORF steigere aber seine Kosten "bei rückläufigen Erträgen". Jetzt sei die richtige Zeit, über Reformen nachzudenken und Zukunftsstrategien zu entwickeln, meinte der schwarze Stiftungsrat. "Ein Stillstand, der immer teurer wird, ist nicht zu verantworten."

ORF-Unternehmenssprecher Pius Strobl verteidigte den Finanzplan der Kaufmännischen Direktorin gegenüber der APA als "ausgewogen": "Er sichert den Leistungsumfang des ORF und den normalen Betrieb. Jede darüberhinausgehende Maßnahme würde erhebliche Teile des Leistungsplans in Frage stellen." Strobl appellierte an die Stiftungsräte, die ja per Gesetz unabhängig sind, in Sachen Finanzplan im Sinne des Unternehmens zu entscheiden. "Parteipolitische Zugehörigkeiten sollten bei derart wichtigen Entscheidungen keine Rolle spielen."

"Alternativplan"

Für den Fall, dass der ORF weitere 20 Millionen Euro einsparen müsste, sieht ein im Unternehmen kursierender "Alternativplan" "radikale Maßnahmen beim Personal und in den Landesstudios" vor. Dem Vernehmen nach würden vor allem die seit langem kritisch beäugten Außenproduktionen aus dem Programm verschwinden. Betroffen wären Events wie der Amadeus-Award, die Romy-Gala, Konzert- und Festspielübertragungen aus Mörbisch, vomWörthersee oder dem niederösterreichischen Grafenegg. Weiters auf der potenziellen Abschussliste stehen diverse Faschingsumzüge und Aktivitäten bei den Salzburger und Bregenzer Festspielen. Nicht mehr produziert und übertragen werden könnten auch diverse Nischensportveranstaltungen wie Tennis. (APA)