Bild nicht mehr verfügbar.

Es liegt auf der Hand: Im Gegensatz zu fossiler Energie ist die Solarkraft bis auf Weiteres unerschöpflich. Einfamilienhaus von Günter und Mathias Lang.

Fotos: Lang Consulting, Corbis; Collage: Friesenbichler
Und doch wird in Europa nur ein Prozent des Wärmebedarfes solar generiert. Die Stimmen nach einer Solarpflicht werden immer lauter.

***

Gut die Hälfte der in Europa verbrauchten Energie wird für den Bau sowie für die Erhaltung unserer Bauten benötigt. Besonders energieverzehrend sind Heizung und Warmwasseraufbereitung. Nur ein kleiner Bruchteil der benötigten Energie wird mithilfe der Sonne generiert – genau genommen ein Prozent.

Im Gegensatz zu fossilen Rohstoffen wie Erdöl, Erdgas und Kohle, deren Preisentwicklung mehr als ungewiss scheint, ist die Kraft der Sonne umsonst. Die Estif (Europäische Solarthermie-Technologie-Plattform) fordert aus genau diesem Grund eine europaweite Solarpflicht: Alle neu errichteten, aber auch alle grundlegend sanierten Gebäude sollen verpflichtend mit einer solarthermischen Anlage ausgestattet werden.

"Insbesondere die Rolle der Installateure, Heizungsbauer, Planer und Architekten ist von ausgesprochener Relevanz für die Entwicklung des Sektors", erklärt Gerhard Rabensteiner, Präsident der Estif. Diese Personengruppen seien diejenigen, die darüber entscheiden, ob ein Gebäude mit einer Solaranlage ausgestattet wird oder nicht. Neben diesen wegweisenden Entscheidungsträgern ist natürlich auch die jeweilige Politik mitverantwortlich. Österreich ist in diesem Punkt vorbildlich: Beim Einsatz von thermischen Solaranlagen ist es europaweit federführend. Während im Jahr 2006 in Österreich 225 Megawatt pro 1000 Einwohner installiert wurden, sind es in Italien zum Beispiel nur zehn Megawatt pro 1000 Einwohner. Nur im sonnigen Zypern wird im Verhältnis zur Einwohnerzahl noch mehr Energie mithilfe der Sonne generiert als hierzulande.

"Triebfeder für den Einfamilienhausbereich sind Förderungen und verschärfte Bauordnungen", weiß Renate Hammer von der Abteilung für Bauen und Umwelt an der Donau-Universität Krems. In Österreich hat jedes Bundesland seine eigenen Förderrichtlinien. Doch der Einsatz erneuerbarer Energiequellen – und damit auch der Bau von Solaranlagen – wird grundsätzlich überall gefördert. Je nach Bundesland erfolgt dies in unterschiedlicher Form: als rückzahlbare oder nicht rückzahlbare Annuitätenzuschüsse, als Förderdarlehen, Zinszuschüsse, Direktzuschüsse oder als Wohnbeihilfen.

Viele Förderungen

In der Steiermark beispielsweise wird pro neu installierter Solaranlage ein Zuschuss in Form eines Sockelbetrages von 300 Euro zuzüglich 50 Euro pro Quadratmeter Kollektorfläche gewährt. "Alles, was neu gebaut wird und dabei gefördert werden soll, ist sehr energieeffizient", fasst Hammer die österreichische Situation zusammen, "das ist im europäischen Kontext eine Besonderheit."

Während sich die Häuslbauer gerade an die neuen Technologien wie Fotovoltaik oder Solaranlagen gewöhnen, ist die Industrie schon einen Schritt weiter: Es werden bereits Module entwickelt, die gleichzeitig Funktionen der Wärmegewinnung und der Gebäudehülle übernehmen. Meist kennt man Fotovoltaik als einzelne Module, die auf dem Dach aufgeständert sind. Mit den gebäudeintegrierten Modulen lassen sich auch architektonisch anspruchsvollere Lösungen realisieren.

Pilotprojekt

Ein Pilotprojekt ist das Einfamilienhaus Schwarz in Pettenbach, Oberösterreich. Planer Günter und Mathias Lang haben ein Haus aus den Sechzigerjahren zu einem Passivhaus umgebaut und dabei fassadenintegrierte Fotovoltaikelemente der Firma Ertex Solar eingesetzt. Vor dem Umbau hatte das Haus einen Heizwärmebedarf von 280 Kilowatt pro Stunde pro Quadratmeter und Jahr. Nun sind es lediglich 14,6 kWh/m²a – dieser Bedarf wird zur Gänze über die integrierte Fotovoltaikanlage gedeckt. Das Haus wurde mit dem Österreichischen Solarpreis 2007 ausgezeichnet.

Für Renate Hammer geht diese technische Perfektionierung einen Schritt zu weit: "Erst muss das Gebäude architektonisch gelöst sein, dann kann man sich auf die Fassade konzentrieren." Das Verhältnis von offenen zu geschlossenen Wandflächen muss stimmen. Schließlich nimmt der Mensch 90 Prozent seiner Sinneseindrücke über das Auge auf. Zudem hat Licht einen direkten Einfluss auf die physiologische Gesundheit. "Das energieeffiziente Bauen ist schon weit gediegen, aber der Umgang mit Tageslicht ist dabei ins Hintertreffen geraten." (Anne Isopp, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25.11.2007)