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Foto: AP/Cosmopolitan
für eine so dürftige geschichte wäre die erste ein stilbruch - und schaute, wie immer, beim fenster hinaus. eine vorbeiziehende landschaft ist ein grund, die gedanken schweifen zu lassen. plötzlich - auch das eine schlechte wortwahl - also unerwartet sah ich meinen kopf wie einen ballon beim fenster hinausschweben. vorsicht, das nimmt dir niemand ab, denn wenn dein kopf beim fenster hinausschwebt, kannst du ihn nicht mehr sehen. ich weiss schon, dass, nach der logik der ereignisse, mein kopf hätte den rumpf sehen müssen, aber die verbindung kopf-rumpf blieb ja, wie auch immer, intakt. ich sah also meinen neugierigen kopf vorm fenster, allerdings konnte er mit der geschwindigkeit des zuges nicht mithalten und verschwand nach hinten aus dem blickfeld. aus meinem, denn die augen nahmen ja nicht nur seine, sondern auch meine position wahr. bei der nächsten station schwebte der kopf, schweißtriefend, wieder von hinten ans fenster heran, mit der coolen bemerkung, ein kopf sollte bei solchen ausflügen zumindest die arme mitnehmen, denn er hätte sich nirgends festhalten können, und es sei ein wunder, dass er, die wirbel des fahrtwindes nutzend, nachkommen konnte. und was soll das ganze, fragte ich geschrumpft? ich habe nur ein wenig urlaub gemacht, sagte der kopf. du hast keine ahnung, wie schön das ohne rumpf ist. wenn du wüsstest, wie schön das erst ohne kopf ist, dachte ich mir. (friedrich achleitner,DER STANDARD/Printausgabe, 24./25.11.2007)