Wiens Finanzstadträtin Renate Brauner (SP) will durch gutes Management die Schulden senken und den Wienern das Leben im Alter erleichtern, sagte sie zu Marijana Miljkoviæ.

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STANDARD: Wie will es die Stadt Wien schaffen, Schulden zu senken, wenn sie mehr ausgibt, als sie einnimmt?

Brauner: Erstens haben wir ein gutes Schuldenmanagement. Schulden können ja auch in sich umgeschichtet werden. Wir beobachten genau, ohne uns auf Spekulationen einzulassen, wie es am vernünftigsten geht, und verlängern oder verkürzen unter Umständen Zahlungsfristen. Das macht jeder Private. Wenn ich gerade ein ungünstiges Zinsniveau habe, dann zahle ich viel zurück, wenn ich sehe, dass das Zinsniveau sinkt, versuche ich zu strecken. Wir haben eine gute Einnahmensituation, die wir dafür verwenden, Schulden abzubauen. Das machen wir nicht deswegen, weil wir Musterschüler sind, sondern deswegen, weil wir für den schrittweisen Abbau der Schulden als Triple A (Ausfallsrisiko als Schuldner fast null) geratet worden sind, was massive Auswirkung auf unseren Status als Schuldner, auf unsere Bonität hat. Wir haben bessere Konditionen als jemand, der diesen Status nicht hat.

STANDARD: Die Stadt wächst, die Bevölkerung wird zwar jünger, doch die Menschen leben länger. Das bedeutet wohl auch mehr Ausgaben für Pflege.

Brauner: Wir haben in der Pflege einen Paradigmenwechsel vollzogen. Früher hieß es: Die alten Menschen, die ihr Leben in Zinshäusern verbracht haben, sollten zumindest ihren Lebensabend im Grünen verbringen. Deswegen sind alle unsere Geriatriezentren, wie Baumgarten oder Wienerwald, formally known as Lainz, am Rande der Stadt. Heute sagen wir: Die Leute sollen dort alt werden, wo sie gelebt haben, weil sie dort ihre sozialen Kontakte haben. Deswegen lösen wir die Großanstalten auf und machen viele kleine dezentrale Einheiten. Das ist ein Riesen-Budgetprojekt, das wir schrittweise angehen.

STANDARD: Bei der Finanzierung des Gesundheitsbereichs haben Ihnen auch die Budgetverhandlungen geholfen.

Brauner: Im Gesundheitsbereich zahlt einen Beitrag die Sozialversicherung und den zweiten, einen Fixbetrag, der Bund. Wir hatten einen bescheiden wachsenden Beitrag der Sozialversicherungen, überhaupt nicht wachsende Beiträge des Bundes und gleichzeitig steigende Kosten. In harten Verhandlungen ist es den Ländern gelungen, mehr Geld herauszuholen – der Anteil des Bundes wurde um 100 Millionen Euro aufgestockt. Und der Gesamtbeitrag des Bundes wird mit den Ertragsanteilen dynamisiert. Das wird die Probleme sicher nicht lösen, aber wir sind auf dem richtigen Weg.

STANDARD: Was sind für Sie als Wirtschaftsstadträtin die Themen der Zukunft?

Brauner: Die wirtschaftliche Veränderung geht hin zu einer wissensbasierten Dienstleistungs- und Produktionsgesellschaft. „Es geht den Betrieben gut, wenn die Schlote rauchen“, der Satz stimmt schon lange nicht mehr. Sondern auch hier gibt es mehr hochqualifizierte Entwicklung. Wien hat von der Osterweiterung profitiert. Wiener Unternehmen machen mit den neuen EU-Ländern im Jahr drei Milliarden Euro Gewinn. (Marijana Miljkoviæ/DER STANDARD; Printausgabe, 26.11.2007)