Sehr zahlreich sind die Besucher nicht, für die Gerhard Gruber den laut Lichtspiel-Chefin Anna Nitsch-Fitz ältesten Fußball-Film der Welt 95 Minuten lang am Piano interpretiert. "In Deutschland wäre die Vorstellung ausverkauft", stellt Nitsch-Fitz gegenüber der APA fest, doch hier in Österreich sei der Stummfilm vernachlässigt worden. Obwohl das Filmarchiv oder das Filmmuseum Events zu diesem Thema anbieten, fehle es an öffentlichem Bewusstsein. Für den folgenden Streifen des Abends allerdings sind beide sehr zuversichtlich. Auch wenn viele Fritz Langs "Metropolis" (1927) nicht gesehen hätten, so sei dieser den Meisten ein Begriff.
So ist es auch: Kaum hat sich das Publikum des Mittelstürmers verabschiedet, füllt sich der Kinosaal, an der Kassa hat sich eine Schlange gebildet. Unzufrieden oder gar unmotiviert war Gruber während seines ersten Auftritts jedoch keineswegs. Auch mit Fußball-Bildern könne man Musik machen: "Entweder man geht mit, oder die Leute gehen", scherzt der Pianist, der sich seit den 1980er Jahren dem Stummfilm verschrieben hat und regelmäßig im Österreichischen Filmmuseum, dem Filmarchiv oder bei der Diagonale zu Gast ist.
Ganz ohne Noten spielt er, und so bleibt auch jede seiner Stummfilmbegleitungen einzigartig. Ein kulturelles Ereignis sind Stummfilmabende für ihn, abseits von Popcorn, Handygeklingel und Surround-Sound, und da sieht er sich als Bindeglied zwischen Film und Publikum, sagt Gruber. Sein Anliegen ist es, "die Bilderwelt des Stummfilms nicht unterzugehen zu lassen." Und da könne man auch vor kleinerem Publikum spielen. Also stimmt auch hier die Binsenweisheit, dass Qualität wichtiger ist als Quantität? - "Das ist es, absolut."