Danach folgten zwei Klausuren des Beirats, die langsam Früchte tragen. Mittlerweile arbeitet eine Reihe von Kulturschaffenden im Auftrag von Miedl an einem Strategiepapier, das Leitlinien für Graz für die nächsten Jahre formulieren soll. Doch realisierbare Visionen brauchen ihre Zeit.
Margarethe Makovec vom Kunstverein Rotor, die selbst Mitglied des Kulturbeirates ist, lobt in diesem Zusammenhang die Vorgehensweise in Linz: „Die haben sich schon Jahre, bevor sie überhaupt wussten, dass sie 2009 Kulturhauptstadt werden, ein Leitbild erarbeitet, das weit über diesen Zeitraum hinausblickt.“ Dazu müsse man aber kompetente Menschen ans Werk lassen. Die für Miedl am Leitbild arbeitende Gruppe, der Makovec nicht angehört, hat sich unterdessen dem Vernehmen nach ausbedungen, erst nächstes Jahr ihr Papier publik zu machen. Im Wahlkampf benutzt und dann vergessen zu werden, darauf habe man keine Lust.
"Es geht bergab"
Inzwischen wird die Kritik auch sehr prominenter Grazer Künstler immer schärfer. So lässt etwa der Maler Günter Brus im Gespräch mit dem Standard kein gutes Haar an Graz: „Es geht bergab“, stellt er hörbar frustriert fest, „2003 war leider nicht sehr nachhaltig. Geblieben sind Trivialbauten wie die Stadthalle, die marode Murinsel und das Kunsthaus.“ Mit letzterem geht Brus hart ins Gericht: „Seien wir doch ehrlich, das ist total verplant, da können sie ein Cineplexx-Kino hineinbauen, sonst nichts.“