Nur eine von zwei erhaltenen Kadenzen: Dieses Mozart-Autograph läßt Sammlerherzen höher schlagen. Bis zu 140.000 Euro wird man am 4. Dezember bei Sotheby's in London bereit halten müssen.

Foto: Sotheby's

Ikone der Demokratie - bis zu 30 Millionen Dollar soll die aus dem Jahr 1297 stammende Magna Carta bei Sotheby's bringen. Sie stammt aus dem Besitz des ehemaligen Präsidentschaftskandidaten und Milliardärs Ross Perot.

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New York/London – Wie kein anderes Dokument symbolisiert die Magna Carta die Geburtsstunde der Demokratie. Am 15. Juni 1215 unterzeichnete König Johann ("Ohneland"), Bruder von Richard Löwenherz, auf Druck des revoltierenden englischen Adel diese Vereinbarung.

Seit 1297 bildet der Freibrief die wichtigste englische verfassungsrechtliche Rechtsquelle des Vereinigten Königreichs und wurde auch zur Grundlage aller Gesetze der Vereinigten Staaten. Außerhalb Englands existieren nur zwei in der Zeit ausgeführte Kopien: eine davon befindet sich in Australien, die andere war die einzige in Privathand. Anfang der 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts war der Ankauf seitens der Regierung Neuseelands gescheitert. Mitte der 80er erwarb der texanische Milliardär Ross Perot für kolportierte 1,5 Millionen Dollar dieses Manuskript für seine Foundation.

Bis vor kurzem hatte der spätere Präsidentschaftskandidat das Dokument dem Nationalarchiv als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt, wo es in Washington in Gesellschaft der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und der Verfassung zugänglich war.

Jetzt gelangt das 1297 ausgeführte Manuskript – nicht gerade zur Freude der Briten – am 18. Dezember bei Sotheby’s in New York zur Versteigerung und soll zwischen 20 und 30 Millionen Dollar, umgerechnet 13,56 und 20,35 Millionen Euro bringen. Allein der zugehörige Katalog wird aufgrund der vergleichenden Analysen zu allen publizierten Exemplaren der Magna Carta schnell zu einem Sammlerstück avancieren. Nie zuvor hat Sotheby’s einem einzelnen Los eine derart umfangreiche Expertise gewidmet.

Aber auch abseits solch politisch relevanter Ikonen gelangen demnächst für Sammler hochinteressante Manuskripte und Autografen bekannter Persönlichkeiten zur Auktion. Darunter ein eigenhändiges Entwurfsblatt von Mozart zu seiner Sinfonia concertante für Violine und Viola Es-Dur, ursprünglich KV 354, seit der dritten Auflage KV 320d. "Keine Frage, dieses Manuskript ist das wichtigste Autograf Mozarts, das seit Jahrzehnten auf den Markt kommt", erklärt Simon Maguire, der zuständige Experte bei Sotheby’s. Auch deshalb, weil das endgültige Originalmanuskript verschollen ist.

Lediglich zwei Kadenzen haben sich erhalten – der zweite Satz befindet sich in Harvard, der erste Satz, 1779 auf erwähntem Blatt notiert, wird am 4. Dezember bei Sotheby’s in London versteigert. Das letzte Mal war dieses Autograf 1905 auf dem Markt und wechselte von Berlin in britischen Privatbesitz, wo man jetzt auf umgerechnet rund 98.000 bis 140.000 taxierte Euro hoffen darf. Der Rekordzuschlag für ein Mozartmanuskript – nein, dieser erfolgte nicht im 2006 zelebrierten Jubeljahr, weil Amadeus in Fachkreisen schlichtweg immer Saison hat – stammt aus dem Jahr 1987.

Damals wechselte ebenfalls bei Sotheby’s ein 508 Seiten starkes Manuskript zu neun seiner Symphonien für 2,58 Millionen Pfund den Besitzer! Zu den weiteren Highlights der Sotheby’s-Auswahl gehört Robert Schumanns Trio für Klavier, Violine und Violoncello Nr. 1 d-Moll op. 63 (1847), das bis zu 420.000 Euro bringen soll. Vergleichsweise günstig sind am 6. Dezember im Dorotheum handschriftliche Briefe von Komponisten erhältlich: Zwei Briefe Anton Bruckners aus dem Jahr 1873 werden für jeweils 4000 Euro aufgerufen, einer von Alban Berg für 5000. Eine von nur zwei erhaltenen Kadenzen: Dieses Mozart-Autograf lässt Sammlerherzen höher schlagen. Bis zu 140.000 Euro wird man am 4. Dezember bei Sotheby’s in London bereithalten müssen. (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.11.2007)