Er will Bürgermeister in Graz werden, egal, ob mit KPÖ, Grünen oder FPÖ

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Graz - Walter Ferk ist gerne Vizebürgermeister. Oder zumindest strahlt er das aus: Egal, ob bei Eröffnungen, Einweihungen, Ehrungen oder unlängst, als Ferk bei einer Veranstaltung vom "Ersten Grazer Faschingsclub" offiziell zum Narren gekürt wurde: Immer blickt Ferk geduldig und selig lächelnd in die Objektive der Fotografen. Ungeduldig und gar etwas grantig sieht man ihn mitunter nur, wenn er zwischenzeitlich einmal den Vorsitz im Gemeinderat von Bürgermeister Siegfried Nagl übernehmen muss.

Doch der Schein trügt. Wie Ferk im Gespräch mit dem Standard unmissverständlich klar stellt, will er wirklich Bürgermeister werden. Auch, wenn er laut Umfragen zwischen fünf bis zehn Prozent hinter der ÖVP liegt. Das ängstigt den Mann, der parteiintern auf die Gewerkschafts-Lobby zählen kann, die ihn trotz der Wahlschlappe vor fünf Jahren abermals aufstellen ließ, nicht. Damals verlor die SPÖ den ersten Platz und fand sich sogar zehn Prozent hinter der ÖVP. Gleichzeitig entstand damals eine "linke Mehrheit" aus SPÖ, KPÖ und Grünen im Grazer Gemeinderat, doch nach Monaten einigten sich ÖVP, SPÖ und KPÖ, gemeinsam eine Stadtregierung zu bilden. Fünf Jahre später will das Ferk so nicht wiederholen: "Nicht mehr als Vizebürgermeister", konstatiert er.

Wer ihn konkret zum Bürgermeister machen soll, lässt der Kandidat offen. Er halte zwar den Wahlkampf der FPÖ für "unglaublich rassistisch", das werde "eine Zusammenarbeit sehr schwer möglich machen". Andererseits habe VP-Mann Nagl auch schon anders geredet: "Jetzt haben die Kreide gefressen."

Eine Zusammenarbeit mit der ÖVP werde er nur als Bürgermeister fortsetzen. Er wolle aber auch "mit KPÖ und Grünen die Zusammenarbeit suchen". Dafür hofft Ferk auf den Fortbestand der linken Mehrheit im Gemeinderat "mit einer erstarkten SPÖ".

Dies bekräftigte Ferk auch am Dienstagabend im Zigarrenklub einer Lobbying-Agentur. Er habe kein Problem damit, sich von der KPÖ zum Bürgermeister wählen zu lassen, und: "Es muss nicht immer automatisch der erste Bürgermeister werden."

Bis dahin versucht Ferk in allen Pools zu fischen. Er habe ein "Angebot für KPÖ-Wähler": Er könne sich vorstellen, "über das Einfrieren von Mieten im Gemeindebau nachzudenken". Zudem wolle man 1000 günstige Wohnungen bauen. Andererseits stellt sich Umweltreferent Ferk für Grün-Wähler gern als Kämpfer gegen den Feinstaub hin. Erwill eine Schmalspurvariante der von den Grünen geforderten Stadt-Regional-Bahn verwirklichen und glaubt, mit einem Familien-Jahresticket für die GVB "Graz zur Nummer eins beim öffentlichen Verkehr" machen zu können.

Fischen in allen Pools

Der ÖVP will er in Sachen Wirtschafts- und Finanzpolitik Konkurrenz machen. Immerhin habe man mit SP-Finanzstadtrat Wolfgang Riedler "das marode Budget vom ehemaligen Finanzstadtrat Nagl sanieren müssen". Und bei der Wirtschaftsförderung konzentriere sich die ÖVP zu sehr auf die Innenstadt. Ferks Vorschlag ist daher, neben Unterstützungen für Betriebe, die Frauen und Lehrlinge beschäftigen, die Ansiedlung von Kreativ-Agenturen und Firmen der Film-Branche in der vergessenen Annenstraße. (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Printausgabe, 29.11.2007)