Einige Experten sehen den Untergang des kleinen eistauglichen Kreuzfahrtschiffes mit der erfahrenen Crew als Zufall. Denn viele andere Schiffe wären weniger eistauglich und die Kapitäne haben wesentlich weniger Erfahrungen mit den heimtückischen Gewässern um die antarktische Landmasse. "Der Antarktis-Boom der vergangenen Jahre hat deutlich gemacht, dass ein Unfall nur noch eine Frage der Zeit ist", meint der Forscher und Autor Jon Bowermaster vom National Geographic Society Expedition Council. Waren es 1992 rund 6.000 Besucher, so werden in diesem Südsommer, der von November bis Feber dauert, rund 50 verschiedene Schiffe mit mehr als 30.000 Besuchern die Gewässer kreuzen. Mit der Crew macht das eine Gesamtbesucherzahl von mindestens 50.000.
Was Bowermaster an dem zunehmenden Kreuzfahrttourismus in den Gewässern fürchtet, ist die Unerfahrenheit der Kapitäne. "Typisch für diese Region sind schnell wechselnde Wetterbedingungen und andere unvorhersehbare Ereignisse", erklärt der Experte. Zudem wären viele der Schiffe wesentlich größer als die verunglückte "Explorer" und würden Eisschlägen nicht standhalten. Im Vorjahr kam die Golden Princess mit mehr als 2.400 Passagieren und 1.100 Besatzungsmitgliedern in die antarktischen Gewässer. Ein weiteres Problem sind die relativ großen Distanzen zwischen den Landmassen, die eine Rettung verkomplizieren.
"Die Folgen eines Unfalles in den eisigen Gewässern wären katastrophal", skizziert auch Jim Barnes, Direktor der Antarctic and Southern Ocean Coalition - einer Vereinigung von Umweltgruppen. "Die Antarktis ist eine extrem sensible Region, in der Unfälle mit Öl jahrzehntelang Spuren hinterlassen", meint die Greenpeace-Meeresbiologin.at Antje Helms gegenüber pressetext. Die meisten Ozeanriesen fahren heute mit schwerem Heizöl, lediglich kleinere Schiffe wie die Explorer oder die National Geographic Endeavour werden von weniger umweltschädlichem Dieselöl betrieben. "Beide Treibstoffe verursachen Umweltschäden, wenn sie ins Meer gelangen", meint Barnes. "Bei Unfällen in solchen extrem kalten Gewässern wird das Öl extrem langsam abgebaut", fügt Helms hinzu. Die ersten Opfer wären Seevögel und auch Pinguine. "Für viele der in der Region lebenden Spezies könnte das verheerende Auswirkungen haben."