Wien - Die ehemalige Gewerkschaftsbank BAWAG PSK, die seit dem Jahreswechsel dem US-Fonds Cerberus gehört, will ihren Klavierhersteller Bösendorfer nun fix an den japanischen Musikkonzern Yamaha verkaufen. Angepeilt sei ein Abschluss bis Jahresende, sagte BAWAG-Sprecher Thomas Heimhofer. Zum Kaufpreis machte er keine Angaben. In japanischen Medien ist die Rede von 2,4 Mrd. Yen, was knapp 15 Mio. Euro entspricht.

"Der international führende Produzent von Musikinstrumenten und die BAWAG PSK haben heute mit finalen Verhandlungen begonnen, die vorbehaltlich der Zustimmung der Unternehmensgremien zum Verkauf von 100 Prozent der Anteile an der L. Bösendorfer Klavierfabrik GmbH führen sollen", teilte die BAWAG am Donnerstag mit.

Beide Verhandlungspartner geben sich überzeugt, dass die Kombination der Stärken von Bösendorfer und Yamaha zum Vorteil für das Unternehmen Bösendorfer und für seine Mitarbeiter sein wird, insbesondere da eine Garantie abgegeben wurde, den Unternehmenssitz, die Zentrale und die Produktion des Unternehmens in Österreich zu erhalten.

Reaktionen sehr gemischt

Die Reaktionen auf die neuerliche Wende beim geplanten Verkauf von Bösendorfer reichen von steigender Ungeduld bis zu Enttäuschung. "Wir sind außerordentlich enttäuscht und sehr überrascht", sagte der Chef des bisher als Favorit genannten österreichischen Klavierhauses Brodmann, Christian Höferl, am Donnerstag. "Wir wissen nicht, was passiert ist", erklärt er, nachdem die Gespräch mit der BAWAG schon weit gediehen gewesen seien. Nur "eine technische Frage" sei noch offen gewesen".

Die Bösendorfer-Mitarbeiter fordern endlich Klarheit, es sei "schlimm, dass die Warterei jetzt wieder verlängert wird". Belegschaftsvertreter Stefan Radschiner geht davon aus, dass die heutige BAWAG-Mitteilung bereits in Abstimmung mit den Japanern verfasst wurde. Für die Mitarbeiter sei wichtig, dass der "Eiertanz" bald beendet werde. Die Mitarbeiter wollten wissen, wer der neue Eigentümer sei und welche Pläne dieser mit Bösendorfer habe.

Die Mitarbeiter hätten keine nationalen Präferenzen, unterstrich Radschiner neuerlich. Der Belegschaft sei wichtig, dass der neue Eigentümer eine Standortgarantie abgibt und "dass Bösendorfer seine Identität behält". Einem großen und starken ausländischen Eigentümer könnte er durchaus etwas abgewinnen, so Radschiner unter Verweis auf die 35 Jahre, in denen Bösendorfer zum US-Konzern Kimball gehörte, von 1966 bis 2001. "Das war nicht die allerschlechteste Zeit".

Die Gefahr, dass ein großer japanischer Konzern die Marke Bösendorfer nicht zu schätzen wisse, schätzt der Betriebsrat angesichts der Musikbegeisterung der Japaner als gering ein. "Wien hat als Musikstadt dort einen sehr guten Ruf". Radschiner sieht vielmehr Anzeichen, dass die Japaner verantwortungsvoll mit dem großen Namen Bösendorfer umgehen würden. Schließlich habe die Marke eine "kleine Botschafterfunktion in alle Welt". (APA)