Grafik: Bio
Wien - Österreich braucht, um den steigenden Appetit auf biologische Lebensmittel zu stillen, mehr Biobauern. Der Lebensmittelhandel baut seine Bio-Umsätze heuer um zwölf bis 15 Prozent auf bis zu 230 Mio. Euro aus, schätzt Stephan Mikinovic, Chef der Agrarmarkt Austria (AMA). Ein knappes Zehntel der Produkte trage ein Bio-Siegel. Bei Eiern und Erdäpfeln seien es 35 Prozent, bei Milch 13 Prozent.

Insgesamt ist der Bio-Markt 600 Mio. Euro schwer. Und Österreichs Landwirte stellen laut AMA drei Viertel der Produkte.

Mehr Fläche - weniger Bauern

Vor allem bei Obst, Gemüse und Schweinefleisch gibt es aber immer wieder große Engpässe. Sie müssen über verstärkte Importe gedeckt werden. Österreichs Bio-Betriebe wachsen zwar rascher als konventionelle Landwirtschaften. 2006 stiegen ihre Anbauflächen um 1118 Hektar auf 361.487. Und der Anteil an Vollerwerbsbauern ist höher als jener in der konventionellen Produktion. Die Strukturbereinigung macht allerdings auch hier nicht Halt: 2006 sperrten 118 Betriebe zu.

"Wir brauchen langfristig 10.000 Bio-Betriebe mehr", sagt Rudolf Vierbauch, Obmann der Bio Austria. Sorge, dass der Boom Trittbrettfahrer anzieht und zu Qualitätsverwässerung führt, hat er nicht. Entscheidend sei die noch stärkere Aufklärung der Konsumenten darüber, was biologisch sei und was nicht. Ein Dorn im Auge ist der Branche die Marke "Zurück zum Ursprung" des Diskonters Hofer. Umfragen hätten gezeigt, dass 60 Prozent der Kunden mit ihr fälschlicherweise Bio assoziieren. Dass es in den Handelsregalen Marktverschiebungen weg von Bio hin zu den "Trittbrettfahrern" gebe, will Mikinovic nicht beobachtet haben.

Die Österreicher kaufen Bio in erster Linie aufgrund der fehlenden Chemie, zeigt eine aktuelle AMA-Studie. Für ein Drittel der Befragten sei der heimische Anbau ausschlaggebend. 80 Prozent schreiben den Bio-Produkten höhere Preise zu. Da die jüngsten Teuerungswellen jedoch die konventionellen Lebensmittel gleichermaßen betroffen haben, schmälern sie nicht die Lust auf Bio, glaubt Mikinovic. Eine neue Kampagne soll den Markt jetzt weiter ankurbeln.

Eine Million Euro

Das Budget dafür liegt bei jährlich einer Million Euro, finanziert von der AMA, dem Landwirtschaftsministerium und der Europäischen Kommission. Über drei Jahre soll den Österreichern Biolandbau mittels Informationskampagnen schmackhaft gemacht - und "Unschärfen ausgeräumt werden", sagt Edith Klausner, Sektionsleiterin im Landwirtschaftsministerium. Die Details dazu sollen im Frühjahr stehen.

Eine untergeordnete Rolle spielen Bioprodukte nach wie vor in der Gastronomie. Auch Großeinkäufer tun sich damit schwer, denn sie unterliegen meist dem Prinzip des Billigstbieters. In Spitälern, Schulen und Kindergärten gewinnt die Branche hingegen an Boden. (vk, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 30.11.2007)