Der österreichische Komponist und Dirigent Erich Wolfgang Korngold bei der Arbeit.

Foto: Korngold Family Estate

Wien – Als Wunderkind in eine musikaktive Familie hineingeboren worden zu sein, war auch Ende des 19. Jahrhunderts kein Nachteil. Im Falle von Erich Wolfgang Korngold allerdings erwies sich die fördernde Hand von Papa Julius auch als eine übers Ziel hinaus schießende. So ist es zweifellos wichtig, mit einer Ausstellung zum 50. Todestag des Wiener Komponisten, keinesfalls Vater Julius Korngold zu umgehen.

Er war auch Schüler von Anton Bruckner. Vor allem aber war er als Nachfolger von Eduard Hanslick bei der Neuen Freien Presse ein mächtiger und nachtragender Musikkritiker. Er, ein Anhänger der Tonalität, machte Schönberg und Stilverwandten das Leben schwer. Er hielt zu Gustav Mahler, und auch das Ende von Richard Strauss' Tätigkeit an der Staatsoper hat er beschleunigt. Dass ihm in Erich Wolfgang ein Überragender zur väterlichen Seite gestellt wurde, hat er wohl staunend begriffen. Es hindere ihn allerdings nicht daran, sich von arrivierten Komponisten das Talent bestätigen zu lassen.

Sie taten es euphorisch: "Ein Genie! Ein Genie! Geben sie den Buben zu Zemlinsky in die Lehre. Nur ja kein Konservatorium, kein Drill", schwärmte und mahnte Mahler. Und Engelbert Humperdinck meinte, Erich Wolfgang würde regelrecht "erschreckende Frühreife" zeigen – man sehe "die außerordentliche Erfindungsgabe des märchenhaften Wunderkindes."

Der Knabe schrieb mit sieben Lieder und Tänze, und dann ein "bisschen" mehr. Denn immerhin konnte der Vater 1909 ganze 40 Kopien verschiedener Werke drucken lassen, um sie zwecks Begutachtung an Musiker und Kollegen zu schicken. Der junge Korngold machte seinen Weg, die Hilfe seines Vaters war allerdings dann auch eine zweifelhafte – er missbrauchte seine Position, um den Sohn zu fördern. Und das hieß: Wer dessen Werke nicht interpretierte, hatte mitunter mit Kritik zu rechnen.

Das ist nur ein Teil der Geschichte. Ein anderer hat mit den Nazis zu tun, mit der Vertreibung der Korngolds aus Österreich und mit jener Phase in Hollywood, die Erich Wolfgang Korngold als Emigranten zu einem der einflussreichsten Filmmusikkomponisten aller Zeiten machte. Dieses Image legte sich dann auch über die Rezeption der Werke des Spätromantikers, der zum Klassizisten wurde. Nur "Die tote Stadt" (geschrieben mit 23) konnte sich dauerhaft etablieren.

All dies ist bei der atmosphärisch starken Ausstellung "Die Korngolds - Klischee, Kritik und Komposition" in acht Räumen zu erleben. Neben Noten und Fotos gibt es auch Hörstationen mit Ausschnitten aus Korngolds Werken wie auch Filmausschnitte. Man erinnert an die Freundschaft zu Max Reinhardt, an den Operettenarrangeur Korngold, auch daran, dass Kreneks "Jonny spielt auf" ein berauschender Erfolg wurde, was wiederum Vater Julius nicht recht war und ihn aktiv werden ließ... (Ljubiša Tošic / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.11.2007)