John Hart, "Der König der Lügen". Deutsch: Rainer Schmidt. € 20,60/448 Seiten. Bertelsmann, München 2007

Buchcover: Bertelsmann
Vater-Sohn-Konflikte sind der Stoff, aus dem die unsterblichen Tragödien sind, doch Workman Pickens glaubt, die schaurige Zwangsbeziehung endlich hinter sich lassen zu können, als das Skelett seines verschwundenen Erzeugers gefunden wird. Der machtbesessene alte Anwalt wurde durch zwei Schüsse zu Tode gebracht, und da seinen Sohn Work ein angeblich großes Erbe erwartet, richtet sich der Verdacht automatisch gegen ihn. Work hat eine psychisch instabile Schwester, von der er glaubt, dass sie den Familientyrannen umgebracht hat. Er hat mit ihr nie darüber geredet, was in jener Nacht passiert ist, als die Mutter nach einem Treppensturz starb und der Vater wenige Minuten danach zu einer Verabredung mit einem geheimnisvollen Unbekannten verschwunden ist.

Work will die Schwester schützen und unternimmt nur halbherzige Versuche, sich selbst reinzuwaschen. Das wird ihm wenig gedankt. Jean will mit ihm nicht sprechen, sie steht offensichtlich unter dem Einfluss ihrer besitzergreifenden Freundin, die Männer im Allgemeinen und Work im Besonderen hasst. Works Frau Barbara hat ebenfalls wenig Verständnis für seine Probleme. Sie will in die reiche Gesellschaft North Carolinas aufsteigen und braucht dazu einen repräsentablen, beruflich erfolgreichen Ehemann.

Doch das will Work immer weniger sein. Er durchschaut endlich, dass der Vater ihn auch nach seinem Tode noch zu beherrschen versucht, indem er das Erbe an bestimmte Bedingungen knüpft. Work lässt seine saubere bürgerliche Welt in Trümmer fallen, eine späte Rebellion gegen den Schatten des Vaters. Ein feiner Krimi über die Psyche des Aufsteigers, Manipulation und die Kosten der Befreiung. (Ingeborg Sperl /ALBUM/ DER STANDARD, Printausgabe, 1./2.12.2007)