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Grafik: APA
Wien - Die Arbeitslosigkeit in Österreich sinkt weiter: Ende November 2007 waren 223.610 vorgemerkte Arbeitssuchende registriert, das waren um 3,5 Prozent bzw. 8.136 Personen weniger als im Vorjahresmonat. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen stieg um 2,7 Prozent auf 33.280. Die Zahl der Schulungsteilnahmen ging deutlich zurück, und zwar um 13 Prozent (8.036) auf 53.778, teilte das Arbeits- und Wirtschaftsministerium am Samstag mit.

In allen Bundesländern war eine positive Entwicklung am Arbeitsmarkt zu verzeichnen, regional gibt es jedoch große Unterschiede. Besonders stark fiel der Rückgang der vorgemerkten Arbeitssuchenden im November in Vorarlberg (-9,5 Prozent) und in Salzburg (-9,4 Prozent) aus. In Wien wurden um 4,6 Prozent weniger Arbeitssuchende registriert, in Kärnten um 2,0 Prozent. In der Steiermark fiel der Rückgang mit 0,2 Prozent am geringsten aus.

Mehr Ältere arbeitslos

Verschärft hat sich die Situation bei den Älteren am Arbeitsmarkt, die vom Aufschwung offensichtlich nicht erreicht wurden: Bei der Altersgruppe ab 50 Jahren stieg die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen per Ende November um 1,1 Prozent (455 Personen) auf 43.600.

Stagnation bei Ausländern

Eine de facto Stagnation der Arbeitslosigkeit war bei den Ausländern zu verzeichnen, wo per Ende November die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen um 0,1 Prozent (57 Personen) auf 42.542 Personen geringfügig stieg. Bei Inländern sank die Zahl der Arbeitslosen hingegen um 4,3 Prozent (8.193) auf 181.068 Personen.

Deutlicher Rückgang der Frauenarbeitslosigkeit

Bei den Männern ging die Arbeitslosigkeit im November um 1,6 Prozent zurück, bei den Frauen fiel der Rückgang mit 5,5 Prozent deutlich stärker aus. Bei den Jugendlichen (15 bis 24 Jahre) betrug der Rückgang sogar 7,1 Prozent, per Ende November waren 36.034 junge Menschen arbeitslos.

Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten lag Ende November laut Prognose des BMWA bei 3,356.000 um 1,6 Prozent (53.000) über dem Wert des Vorjahres.

Bartenstein: Aufschwung geht weiter

"Zufriedenstellend" ist der weitere Rückgang der Arbeitslosigkeit im November für Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Bartenstein. Der Aufschwung am Arbeitsmarkt setze sich fort, seit 21 Monaten sinken die Arbeitslosenzahlen, freute sich der Minister am Samstag im Gespräch mit der APA: "Wir nähern uns Schritt für Schritt der Vollbeschäftigung".

Einziger "Ausreißer nach unten" sei die Entwicklung am Bau-Arbeitsmarkt, wo nach dem "Nicht-Winter" im Vorjahr heuer die Saisonarbeitslosigkeit relativ früh eingesetzt habe. Das sei aber vorübergehend und werde sich im Frühjahr 2008 wieder normalisieren, erwartet Bartenstein. Im Bauwesen waren Ende November 27.460 Personen arbeitslos, um 3,8 Prozent (1.015) mehr als im Vorjahr.

Um mehr als 16.000 gesunken

Netto sei die Zahl der Arbeitssuchenden im November um mehr als 16.000 gesunken (weniger Schulungsteilnehmer und weniger vorgemerkte Arbeitslose). Auch im Lehrlingsbereich wirken die Maßnahmen, so der Minister, die Lehrstellenlücke sei deutlich geschrumpft. Die Verweildauer in der Arbeitslosigkeit sei rückläufig und liege nun bei 89 Tagen. Dass die Arbeitssuchenden nun durchschnittlich kürzer arbeitslos seien zeige die Qualität des Arbeitsmarktservice (AMS). Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen (länger als 12 Monate vorgemerkt) sei um 15,6 Prozent im Jahresabstand deutlich gesunken auf 5.937 Personen.

Das AMS werde im Winter verstärkte Integrationsmaßnahmen setzen, kündigte Bartenstein an: Für Arbeitslose mit schlechten Deutschkenntnissen werde es Intensivkurse geben.

Das Kontingent der Fachkräfteverordnung sei für heuer mit 800 ausreichend, bisher seien 670 zusätzliche Fachkräfte im Land. In der Fachkräfte-Verordnung für 2008 werde die Zahl der Berufe deutlich aufgestockt, und zwar von bisher drei (Schweißer, Dreher und Fräser) auf über 50 Berufe, avisierte der Minister. Dies geschehe nach den Vorschlägen der Sozialpartner.

Zusätzliche Fachkräfte

Für das Jahr 2008 erwartet Bartenstein einen zusätzlichen Bedarf von 6.000 bis 7.000 zusätzlichen Fachkräften, der aber nur zu einem kleinen Teil durch Fachkräfte aus den neuen Mitgliedsstaaten gedeckt werde. An erster Stelle stehe die klassische Berufsausbildung der Lehrlinge, an zweiter Stelle das Fachkräfteprogramm des AMS, wo derzeit pro Jahr 10.000 Fachkräfte qualifiziert werden.

AK fordert Beschäftigungspaket Die weiterhin sinkende Arbeitslosigkeit in Österreich sei zwar erfreulich, man müsse aber die gute wirtschaftliche Lage nützen, um die Facharbeiterausbildung stärker voranzutreiben, so die Arbeiterkammer (AK) am Samstag zu den Arbeitsmarktdaten für November. "Die Regierung muss rasch das Sozialpartnerpaket für mehr Beschäftigung umsetzen", forderte AK-Präsident Herbert Tumpel in einer Aussendung. Keine Entspannung sieht Tumpel auf dem Lehrstellenmarkt: "Für die nächsten drei Jahre brauchen wir bis zu 17.000 zusätzliche Plätze.

ÖVP: "Treibende Kraft der sinkenden Arbeitslosigkeit"

Die ÖVP verwies heute auf einen zehnprozentigen Anstieg bei den offenen Lehrstellen und sieht sich als "treibende Kraft" der Entwicklung am Arbeitsmarkt. "Die ÖVP hat in den vergangenen Jahren mit ihrer konsequenten und nachhaltigen Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik die Basis für diese mehr als erfreuliche Entwicklung gelegt - jetzt kann die Ernte schon seit mehr als 21 Monaten eingeholt werden", betonte ÖVP-Wirtschaftssprecher Reinhold Mitterlehner. Wirtschafts-Staatssekretärin Christine Marek lobte insbesondere den "überdurchschnittlich starken Rückgang bei der Frauenarbeitslosigkeit".

FPÖ: Bessere Beschäftigungslage eine Folge der guten Konjunktur

Wenig Grund zur Freude sieht hingegen die FPÖ. Sozialsprecher Herbert Kickl verwies auf die Situation älterer Arbeitnehmer. Insgesamt sei der leichte Rückgang der Arbeitslosigkeit auf eine gute Konjunktur zurückzuführen. Außerdem handle es sich bei einem großen Teil der "neuen" Jobs um "unterbezahlte Teilzeittätigkeiten oder Stellen ohne arbeitsrechtliche und soziale Absicherung". (APA)