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Der Rumäne Christian Mungiu gewann gleich doppelt: Sein bewegendes Abtreibungsdrama "4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage" wurde als bester Film 2007 ausgezeichnet - er selbst zudem zum besten europäischen Regisseur ernannt. Die Entscheidung wurde mit Jubel aufgenommen.

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Als beste Schauspielerin wurde am Samstagabend in Berlin die Britin Helen Mirren ausgezeichnet; für ihre Rolle als Königin Elizabeth II. in "Die Queen" hatte sie bereits einen Oscar bekommen.

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Der deutsche-türkische Regisseur Fatih Akin hat mit seinem Drama "Auf der anderen Seite" den Europäischen Filmpreis für das beste Drehbuch gewonnen.

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Am vergangenen Samstagmorgen traf der rumänische Regisseur Cristian Mungiu in einem Hotel in Berlin einen Kollegen. Sie unterhielten sich über die European Film Awards, die am Abend in der Arena im Ostberliner Stadtteil Treptow vergeben werden sollten. "Ich habe viel Gutes über Ihren Film gehört", sagte der Kollege zweideutig - wenige Stunden später stand Mungiu dann zweimal auf der Bühne und konnte für sein düsteres Drama "4 Luni, 3 Saptamini si 2 Zile (Vier Monate, drei Wochen und zwei Tage)" zwei Trophäen entgegennehmen - beste Regie und bester Film.

In seiner ersten Dankesrede erzählte der Regisseur die kleine Anekdote über die Begegnung am Morgen. Sie verrät nicht wenig über die auch nach 20 Jahren ihres Bestehens immer noch leicht verkrampften Bemühungen der European Film Academy, ein wenig Glamour in das vielfältige europäische Kino zu bringen. Denn trotz aller Bemühungen hält sich die Spannung, anders als bei den Oscars in Hollywood, in diesem Fall meist in Grenzen. Das liegt auch daran, dass viele der nominierten Filme höchstens in Programmkinos zu sehen sind, wenn überhaupt, dass also die Identifikation eher national bedingt ist als auf konkrete Werke gerichtet.

Mungiu kam in diesem Jahr mit den Lorbeeren aus Cannes nach Berlin, sein Film über eine illegale Abtreibung während des kommunistischen Regimes in Rumänien ist ein verdienter Sieger gegen starke Konkurrenz aus England ("The Queen" - Hauptdarstellerin Helen Mirren wurde als beste Schauspielerin ausgezeichnet) oder Deutschland ("Auf der anderen Seite" von Fatih Akin, der für das beste Drehbuch prämiert wurde).

Konzept überarbeitet

Die Veranstaltung wurde in diesem Jahr wieder einmal überarbeitet. Die aufdringliche Sponsorenpräsenz wurde zurückgefahren, die peinlichen Witze der Vorjahre unterblieben weitgehend - dabei gibt es in Europa gar keinen Streik der Autoren. Jan Josef Liefers und Emmanuelle Béart führten durch den Abend, die Leningrad Cowboys fungierten als Showband. Als Cristian Mungiu die Bühne betrat, spielten sie - wenig passend angesichts des ausgezeichneten Films - das James-Bond-Thema Goldfinger.

Weit mehr als 300 Millionen Menschen können sich durch die European Film Awards vertreten fühlen, trotzdem bleibt der Ruch des Provinziellen an ihnen haften. So versteht es sich keineswegs von selbst, dass Nominierte anreisen - zahlreiche Videobotschaften, in denen mühsam um "wenn" und "falls" einer Auszeichnung herumgeredet wird, füllen die Zeremonie.

Die schmerzlichste Absenz war die von Jean-Luc Godard. Das konnte man aus den bewegten, fast gestammelten Worten von Wim Wenders ermessen, der gehofft hatte, durch das Lebenswerk des französischen Kinointellektuellen die EFA etwas aufzuwerten. Godard schickte ein Gedicht von Mörike, ohne Video: "Lass, o Welt, o lass mich sein! Locket nicht mit Liebesgaben, lasst dies Herz alleine haben, seine Wonne, seine Pein."

Österreich kam heuer nur auf eine Auszeichnung. Der Produzent Veit Heiduschka (bekannt durch seine Arbeit mit Michael Haneke oder Fritz Lehner) bekam, zusammen mit Margaret Ménégoz, den Prix Eurimages. Er bedankte sich mit einem Sager von Bruno Kreisky: "Sie wissen gar nicht, wie viel Ehre ich vertrage." Die European Film Awards aber haben noch gar nicht genug Ehre, um für das Kino dieses Kontinents repräsentativ und satisfaktionsfähig zu sein. Nächstes Jahr trifft man sich in Kopenhagen. (Bert Rebhandl aus Berlin / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.12.2007)