Das Innenministerium muss offene Baustellen schließen. Bei der Besetzung des Wiener Polizeipräsidenten redet die Stadt mit

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Wenige wollen Nachfolger des Wiener Polizeichefs Peter Stiedl sein. Zu den aussichtsreichsten Kandidaten zählen laut polizeiinternem Wettbüro zwei Stadthauptmänner - Von Michael Simoner

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Wien – Kommenden Montag endet die Bewerbungsfrist für das Amt des Wiener Polizeipräsidenten. Doch bisher haben sich überraschend wenig Personen, nämlich nur acht, um die Nachfolge von Peter Stiedl (62), der Ende des Jahres den Ruhestand antreten wird, beworben.

Chefsessel nach "Skandaljahren"

Ist der prestigeträchtige Chefsessel in der Bundespolizeidirektion am Wiener Schottenring nach den beiden vergangenen "Skandaljahren" unbeliebt geworden? Franz Einzinger, Sektionschef für Ressourcen im Innenministerium, glaubt das nicht. "Noch sind ja drei Werktage Zeit und erfahrungsgemäß kommt immer noch knapp vor Ausschreibungsende ein Schwung von Bewerbungen herein", meinte Einzinger am Mittwoch auf Anfrage des Standard. Der letztmögliche Poststempel muss jedenfalls mit 10. Dezember 2007 datiert sein.

Wetten

Wer sich bereits beworben hat, unterliegt dem Amtsgeheimnis. Tipps für mögliche Anwärter werden aber in Polizeikreisen relativ offen gehandelt, in einer Abteilung laufen sogar Wetten: Die besten Chancen werden derzeit dem Floridsdorfer Stadthauptmann Christof Hetzmannseder, dem Favoritner Stadthauptmann Michael Lepuschitz und dem Leiter der Sicherheits- und Verkehrspolizeilichen Abteilung, Peter Goldgruber, eingeräumt. Allen drei gilt auch das Ja von Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ), der bei der Besetzung ein gewichtiges Wort mitzureden hat, als sicher. Zum roten Wien würde auch Willfried Kovarnik, der Leiter der verwaltungspolizeilichen Abteilung, passen.

Weiterhin gewettet wird auch auf die Polizeivizepräsidentin Michaela Pfeifenberger, die aber wegen ihrer VP-Nähe zumindest nicht dem parteipolitischen Idealbild Häupls entsprechen dürfte, sowie auf den Schwechater Polizeichef Leo Lauber, der früher schon Präsidialchef in Wien war.

Schwarze Reichshälfte

Karl Mahrer, derzeit als Ersatz für den suspendierten Roland Horngacher als Landespolizeikommandant im Dienst, hat im polizeiinternen Wettbüro zwar Außenseiterchancen, er wird aber der schwarzen Reichshälfte zugeordnet. Wenn Häupl einen seiner Präsidenten-Wunschkandidaten durchsetzt, dürfte Mahrer Landespolizeikommandant bleiben.

Platter hat das letzte Wort

Formalrechtlich hat aber bei allen Postenbesetzungen der Polizei Innenminister Günther Platter (VP) das letzte Wort. Er kann, muss sich aber nicht an die Vorschläge der Bestellungskommission halten. Letztere setzt sich aus zwei Vertretern des Dienstgebers, einem Gewerkschafter und einem Personalvertreter zusammen. Platters Vorgänger Ernst Strasser (VP) hatte in einigen Fällen nicht die Bestgereihten ausgewählt.

Weitere offene Baustellen

Zwei weitere offene Baustellen der Polizei betreffen das Bundeskriminalamt (BK) und das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpung (BVT). In beiden Fällen laufen im Februar 2008 die Fünf-Jahres-Verträge der Leiter ab. BVT-Chef Gert-René Polli hat bereits seinen Rückzug bekanntgegeben. Zum Kreis seiner möglichen Nachfolger zählt Korruptionsjäger Martin Kreutner (siehe Artikel links). BK-Direktor Herwig Haidinger will seinen Job nicht freiwillig aufgeben. (DER STANDARD Printausgabe 6.12.2007)