In Charleston baut sich Scarpetta ein eigenes kriminaltechnisches Labor auf, worauf etliche Einheimische eher feindselig und die ortansässigen Bestatter mit Boykott reagieren. Wie üblich hat es Scarpetta auch diesmal mit einem besonders gefinkelten Gegner zu tun.

Die Psycho- Tante Marylin Self ist zwar selbst gehörig von der Rolle, aber sie hat eine beliebte TV-Show, in der sie versucht, Scarpettas Ruf zu beschädigen. Außerdem geht ihr der schwergewichtige Pete Marino, Scarpettas langjähriger Mitarbeiter und hoffnungsloser Verehrer, auf den Leim, denn Self setzt einen uralten Trick ein: Sie ködert den tumben Ex-Bullen mit einer nymphomanen Schlampe. Cornwells Plot ist diesmal ein wenig surreal und aufgrund der verwickelten Verwandtschaftsverhältnisse unter den Bösewichtern leicht verwirrend. Im Kontext bezieht Cornwell Stellung zu rezenten Gegeben- heiten. Etwa, wie verheerend es sich auf die psychische Gesundheit auswirkt, wenn junge Männer, die ohnehin schon auffällig sind, in den Irakkrieg geschickt werden.

Der Serienmörder, der als Zeit- bombe in die Zivilgesellschaft zurückkehrt, ist nicht der einzige Versehrte in diesem morbiden Drama. Letztlich sind alle Prota- gonisten Patricia Cornwells be-schädigt: Kay Scarpetta mit ihrer destruktiven Bindungsangst, der Alkoholiker Pete Marino, dem jedes Selbstwertgefühl fehlt, und Scar-pettas Nichte Lucy, eine geniale

Hackerin mit einer Geschwulst im Gehirn. Definitiv kein Buch für eine besinnliche Einstimmung aufs Weihnachtsfest. (Ingeborg Sperl, ALBUM/DER STANDARD/Printausgabe, 08./09.12.2007)