Es war Mark Weiser der 1988 als Chef-Technologe im PARC forschte und den Begriff „ubiquitous computing“ prägte. Damit meinte er die Allgegenwärtigkeit von Informationstechnik und Computerleistung. Das heißt, die Technik dringt mittels zahlloser kleinster, miteinander über Funk kommunizierende Mikroprozessoren in alle Alltagsgegenstände ein. Jeder nur denkbare Gegenstand wäre dann mit unsichtbaren Sensoren ausgestattet und das würde heißen, dass diese mikroskopisch kleinen Computer die Umwelt des Gegenstandes erfassen, in den sie implantiert sind und mit dem sie gewissermaßen zu einem einzigen Ding verschmolzen sind.

Nach dieser Vision wird der (Personal-)Computer als Gerät verschwinden und durch „intelligente Gegenstände“, die smart objects, ersetzt. Die Dinge haben eine neue, zusätzliche Qualität, da diese von nun an „wissen“, wo sie sich befinden, welche anderen Gegenstände in ihrer Nähe sind, und was in der Vergangenheit mit ihnen geschah. Statt wie derzeit selbst Gegenstand der menschlichen Aufmerksamkeit zu sein, soll das „Internet der Dinge“ den Menschen bei seiner Tätigkeit unmerklich unterstützen. Smart objects eröffnen neue wirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten, und lassen die Weisersche Vision des ubiquitous computing mehr und mehr Wirklichkeit werden, so dass Informationsdienstleistungen letztendlich so allgegenwärtig sein werden, wie heute die Elektrizität.

Schrittmacher für ubiquitous computing

Sensoren können die Eigenschaften der Umgebung wie Temperatur, Feuchtigkeit, Stärke eines Magnetfeldes, Anwesenheit von bestimmten Strahlungen wahrnehmen und diese in elektrischer Form weitermelden. Bildlich gesprochen stellen Sensoren gewissermaßen die „Sinnesorgane“ von Computern dar. Insbesondere Identitätssensoren, die auf dem Prinzip der RFID-Technik beruhen. Der englische Begriff Radio Frequency Identification (RFID) bedeutet übersetzt „Identifizierung über Radiowellen“. Es handelt sich um ein Verfahren zur automatischen Identifizierung von Gegenständen und Lebewesen. Neben der kontaktlosen Identifizierung und der Lokalisierung derselben, steht RFID zudem für die automatische Erfassung und Speicherung von Daten.

RFID-Chips und Datenschutz

Neben dem erwünschten Nutzen, den RFID-Chips für die Logistik zu bieten im Stande ist, darf diese Technologie nicht zur Aushöhlung des Datenschutzes führen. Der Chip eignet sich zum Speichern und Senden personenbezogener Daten, zum Aktivieren von Videoüberwachungskameras und ermöglicht damit auch den Missbrauch von Daten. Datenschutzrechte könnten betroffen sein, wenn entweder RFID-Chips selbst personenbezogene Daten enthalten, oder die nicht personenbezogenen Daten auf dem Chip personenbeziehbar sind, also einer bestimmten natürlichen Person zugeordnet werden können.

Smart Objects

Die wachsende „Intelligenz“ der uns umgebenden Gegenstände macht bewusst, dass in Hinkunft jeder erdenkliche Gegenstand unsere Handlungen zu speichern im Stande sein wird. Dinge, die uns umgeben, werden ein Gedächtnis bekommen und die in ihnen gespeicherten Informationen werden zu jeder Zeit rekonstruierbar und abrufbar sein. Für viele Dinge lässt sich daher eine Art „Fahrtenschreiber“ realisieren. Weiß ein Gegenstand, wo er sich befindet, kann er dieses Wissen regelmäßig mit Uhrzeit abspeichern und hat damit eine „Lebensspur“ geschaffen. Durch Ortungssysteme wie GPS ist jedenfalls feststellbar, wo sich ein Auto befindet, und dies kann, zusammen mit der Fahrgeschwindigkeit und weiteren Parametern, per Mobilkommunikation jederzeit an die Versicherung gemeldet werden.

Smart objects und sensorbestückte Umgebungen sind – im Gegensatz zum PC, den wir abschalten können – fast immer aktiv und häufen eine Unmenge von Daten an, um den Nutzern jederzeit ihre Dienste anbieten zu können. Dies stellt nach dem Internet eine neue Stufe der Erfassung von Daten dar. Ungewollt werden als Nebenprodukt der Verwendung bestimmter Dienste, individuelle Aktivitätsprotokolle entstehen, welche fast lückenlos Auskunft über das Leben einer Person geben können.

Wert des Privaten

Im Hinblick auf diese Erkenntnis fragen wir uns, ob Privatheit weiterhin als Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben angesehen wird. Es ist zu klären, was wir heute als privat begreifen. In vielen Bereichen hat der technologische Fortschritt, das, was wir als privat empfinden, verändert. Die Grenzen haben sich verschoben. Weiter lässt sich feststellen, dass in Fällen, in denen genügend materielle Anreize wie Rabatte bei Kundenkarten oder Komfortvorteilen geboten werden, immer mehr Personen bereit sind, freiwillig auf ihre Privatsphäre zu verzichten. Viele Menschen empfinden eine Einschränkung auf dieser Ebene offenbar nicht als gravierend – oder sind sich dieser Einschränkungen nicht bewusst.

Hier wird zu fragen sein, wie die freiwillige Beschränkung informationeller Privatrechte mit demokratischen Grundsätzen zu vereinen ist. Im Umgang mit den „intelligenten Dingen“ werden Fragestellungen erst im Gebrauch sichtbar werden. Wir haben die Frage zu klären, wie das Recht auf diese neuen Technologien vorzubereiten ist und diesen Prozess mit einer entsprechenden Wertediskussion zu begleiten. (Elisabeth Hödl, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Rechtsanwaltskanzlei Eisenberger & Herzog; e.hoedl@court.at)