Innsbruck – Helmut Kritzinger ist 79 Jahre alt, Obmann des Tiroler VP-Seniorenbundes – und steht vor einem Karrieresprung. Ab Jänner 2008 soll er für ein halbes Jahr Bundesratspräsident werden: der älteste, den es je gab. Seine Nominierung, die der Tiroler Landtag in seiner am Donnerstag beginnenden Sitzung wohl bestätigen wird, steht am Ende eines verzwickten politischen Ränkespiels.

Als Landesparteiobmann Herwig van Staa vor drei Monaten Parteigeschäftsführer Georg Keuschnigg durch Johannes Rauch ersetzte, versprach er Keuschnigg zum Trost ein Bundesratsmandat und gleich auch noch das Amt des im ersten Halbjahr 2008 von Tirol nominierten Bundesratspräsidenten.

Doch davor galt es noch, Hans Ager zu überzeugen: Den Ittererwirten, der als Besitzer des gleichnamigen Gasthauses in der Unterländer Gemeinde Itter als Institution gilt. Seit 25 Jahren ist der 58-jährige Wirtschaftsbündler VP-Mandatar, seit 1999 vertritt er Tirol im Bundesrat. 2003 war er für ein halbes Jahr dessen Präsident. Gemeinsam suchten van Staa und Keuschnigg vor eineinhalb Monaten den Ittererwirten auf. Den erwarteten Mandatsverzicht erreichten sie nicht: „Schließlich habe ich ja nichts gestohlen und bin keine Schachfigur“, sagt Ager.

An dieser Stelle brachte sich Kritzinger taktisch geschickt ins Spiel: Er würde die Bundesratspräsidentschaft übernehmen, wenn Ager sowie Bundesrätin Christine Fröhlich verzichteten. Und so geschah’s: Obwohl Ager der Erstgereihte ist, wird Kritzinger Bundesratspräsident. „Zur Strafe“, wie es Ager empfindet. Anders sieht das van Staa: Ein älterer Mandatar sei ein positives Signal an seine Generation, meint er. (Hannes Schlosser/DER STANDARD, Printausgabe, 12.12.2007)