Bild nicht mehr verfügbar.

Ike und Tina in den 1960ern

Foto: Archives/Getty Images

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Schöne und das Biest: Ike Turner in den frühen 70ern mit seiner Frau Tina. Der Rock'n'Roll-Miterfinder ist im Alter von 76 Jahren zuhause in Kalifornien gestorben.

Foto: Archives/Getty Images
San Diego – Das Schwarzweißfoto auf der Rückseite des Albums "River Deep – Mountain High" spricht Bände: Ike Turner sitzt am Klavier, hinter ihm wäscht Tina Turner singend Wäsche in einem Lavoir. Der dominante Macho und das devote Heimchen. Aufgenommen wurde das Bild 1966 von Dennis Hopper.

Mit zwei Dingen brachte man Ike Turner beständig in Verbindung. Er war der Rhythm'n'Blues-Künstler, der den ersten Rock'n'Roll-Song der Geschichte geschrieben hat, "Rocket 88" im Jahr 1951. Das wird mehrheitlich anerkannt auch wenn "The Fat Man" (1949) von Fats Domino in diesem Zusammenhang ebenso genannt wird. Zum anderen galt er als düsterer, cholerischen Macho, der seine Frau Tina brutal misshandelte.

Genährt wurde seine Gewaltätigkeit durch jahrelangen Missbrauch von Alkohol und Drogen, der Turner oftmals mit dem Gesetz in Konflikt kommen ließ und ihm auch vier Jahre Gefängnis bescherte. Seit seiner letzten Entlassung 1993 galt er als trocken und clean. Dem bis zuletzt charismatischen Entertainer gelang in Folge eine zweite Karriere, die ihm neben einem zweiten Grammy (2007) auch ein Engagement bei Damon Albarns Projekt Gorillaz einbrachte.

Geboren wurde Ike Wister Turner am 5. November 1931 in Clarksdale, Mississippi. Schon als Kind hatte er Kontakt zu Bluesmusikern, später arbeitete er als Talentescout für diverse Südstaaten-Labels und brachte etwa den Blues-Gott Howlin' Wolf in Sam Phillips' Sun Studio in Memphis, Tennessee. Dort sollte Turner später auch "Rocket 88" aufnehmen. In den frühen 60ern entdeckte er das junge Talent Anna Mae Bullock, die 1962 Tina Turner wurde.

Die Ike & Tina Turner Revue galt als eine der heißesten Rhythm'n'Blues-Shows der 60er-Jahre. Die hart gespielte Blues-Gitarre von Ike sowie die laszive Show von Tina und den sehr, sehr knapp gekleideten Backgroundsängerinnen, den Ikettes, zeitigte nicht nur eine internationale Karriere, sondern auch Hits wie "A Fool In Love", "River Deep – Mountain High", "Proud Mary" oder "Nutbush City Limits". Als bestes Album gilt das 1966 von Phil Spector produzierte "River Deep – Mountain High".

In den 80ern ging Tinas Solokarriere steil nach oben, Ikes bergab – bis ins Gefängnis. Am Mittwoch ist Ike Turner in der Nähe von San Diego im Alter von 76 Jahren gestorben. Eine Todesursache wurde nicht bekannt gegeben.

Tina Turners Management teilte mit, dass man die Nachricht erhalten hätte, Statement gäbe es keines. Die beiden hätten seit 35 Jahre keinen Kontakt mehr gehabt. (Karl Fluch / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.12.2007)