Es gibt Meldungen, die keine sind. Wenn ein 15-Jähriger einem 14-Jährigen einen Stiftzahn ausschlägt, ist das bedauernswert. Ein Zeitungsaufmacher ist es – Bezirks- und Schülerzeitungen ausgenommen - nicht. Die "Kronen Zeitung" war am vergangenen Montag anderer Meinung und hievte die Meldung mit der Headline "Mitschüler (14) spitalsreif geprügelt!" gleich österreichweit auf Seite eins. Wie das?

In kleineren Lettern wird die Antwort mitgeliefert: Ein groß angelegter "Racheakt von 15 Asylantenkindern" stecke hinter jener Rauferei, die der ermittelnde Polizist im Gespräch mit derStandard.at als "unter Schülern übliche Zwistigkeit" mit "drei bis vier Beteiligten" bezeichnet.

"Blinde Wut"

Der zweiseitige Bericht im Inneren des Blatts verrät mehr: "Unter obszönen Beschimpfungen und in blinder Wut" habe "ein Serbe" den "erschütternden Fall von Gewalt" begangen, "erst ein Lehrer, der sich mühsam einen Weg durch das Spalier der Ausländer bahnte, konnte die blutige Eskalation stoppen".

"Der Serbe", "die Ausländer": Wer in einem einzigen Zeitungsbericht 21 Mal deutlich auf die nicht-österreichische Herkunft der mutmaßlichen Täter hinweist, hat dafür seine Gründe. Im neben stehenden Kommentar werden sie erläutert: Nur ein "Funke" sei es gewesen, der "die explosive Ladung zum Entzünden brachte", meint Kommentator Claus Pándi. Sein Schluss: "Gewalt ist offenbar der Kitt, der Jugendliche unterschiedlicher Nationalitäten bisweilen zusammenhält." Pándi hätte es einfacher formulieren können: Wo (junge) Ausländer sind, da fliegen die Fäuste.

Die Botschaft ist simpel. Und wenn man sie nur oft genug wiederholt, wird sie auch geglaubt. So werden Emotionen geschürt, die später als "Mainstream-Meinung" in den Büros der Parteistrategen zu Programmen verkocht werden - auf deren freundliche Rezeption in den Mainstream-Medien man anschließend hofft. (Maria Sterkl, derStandard.at, 13.12.2007)