Wien – In einem sozialökonomischen Betrieb zu arbeiten, bedeutet schon einmal einen Fuß im sogenannten ersten Arbeitsmarkt zu haben. Österreichweit gibt es 200 solche Betriebe, die vorwiegend Langzeitarbeitslosen Jobs anbieten, in Wien sind es 28.

Vier von ihnen sind heuer in ihrer Existenz bedroht, befürchtet der Dachverband der sozialökonomischen Betriebe. Schuld daran sind laut Monika Vana, Arbeitsmarktsprecherin der Wiener Grünen, die Auflagen des Arbeitsmarkt Service (AMS). Das AMS stelle weniger Geld – minus 15 Prozent – für mehr Aufgaben bei "völlig unrealistischen Vorgaben" zur Verfügung. Heuer gab es vom AMS 21,5 Millionen Euro für 800 Transitarbeitsplätze. Ungefähr 2000 Menschen haben dort Beschäftigung gefunden.

Eine der "unrealistischen Vorgaben" für die vier Betriebe, die in den Sektoren Malerei, Gastronomie und Bau angesiedelt sind, ist die neue Regelung, die Anfang 2007 in Kraft trat. Sie besagt, dass die Beschäftigten nur sechs Monate im Betrieb arbeiten dürfen, statt wie bisher ein Jahr. Heimo Rampetsreiter, im Vorstand des Dachverbandes, hält das für problematisch: Gerade die Gruppe der Langzeitarbeitslosen brauche mehr Zeit, um sich im 1. Arbeitsmarkt zu integrieren. Das AMS will durch die Kürzung aber mehr Menschen den Weg in den regulären Arbeitsmarkt ermöglichen, sagte AMS-Sprecher Paul Nosko.

Appell an AMS

"Was den vier Betrieben droht, sind massive Kürzungen beim Personal, beispielsweise von Sozialarbeitern", sagt Rampetsreiter. Ein Betrieb müsste möglicherweise zusperren. Rampetsreiter will die Namen der Betriebe nicht nennen, um die Verhandlungen mit dem AMS, die kommende Woche stattfinden werden, nicht zu gefährden, wie er sagt.

Dementieren oder bestätigen kann das AMS die Angaben des Dachverbandes nicht. Um die Situation zu beurteilen bräuchte man die Namen der betroffenen Betriebe, sagte Nosko. Die Kürzung von 15 Prozent sei zwar richtig, das Geld, das den Betrieben nicht zur Verfügung stehe, komme der Zielgruppe aber trotzdem zugute. Damit wird ein Teil der Lohnkosten getragen, wenn ein Arbeitnehmer einen Langzeitarbeitslosen einstellt.

Bei den Verhandlungen um den Beschäftigungszeitraum mit dem AMS hat die Stadt Wien andere Voraussetzungen. Der sozialökonomische Betrieb Job-TransFair, der von der Stadt Wien unterstützt wird und der sich an Sozialhilfebezieher richtet, die in den ersten Arbeitsmarkt wollen, hat die Betreuungsdauer von sieben auf neun Monate ausgeweitet.

Insgesamt investierte die Stadt heuer 7,7 Millionen Euro in Maßnahmen der Arbeits- und Sozialintegration. Finanzstadträtin Renate Brauner und Sozialstadträtin Sonja Wehsely appellierten am Mittwoch an das AMS, Sozialhilfebezieher "viel stärker zu einer prioritären Zielgruppe" zu machen. Das bedeutet, dass die Maßnahmen der Stadt flankierend seien und das AMS mehr Angebote schaffen müsse. (Marijana Miljkoviæ, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.12.2007)