Noch ein neues Lokal an der unteren Gumpinger.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Das "Novi" bietet mediterrane Küche.

Foto: Gerhard Wasserbauer

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Die Gentrifizierung der unteren Gumpendorfer Straße schreitet in einem Tempo voran, das längst das Prädikat rasant verdient. Alles andere wäre auch erstaunlich, schließlich ist die unmittelbare Nähe sowohl zu Naschmarkt als auch Burggarten und Innenstadt ein Trumpf, der viel zu lange Jahre unbemerkt blieb. Dazu kommen die immer exklusiver werdenden Shopping-Facilities, von "Lichterloh" und "Das Möbel" für die Inneneinrichtung bis zur strahlend schönen St.-Charles-Apotheke für allerhand luxuriöse Naturkosmetik. Und, natürlich, das kraftvollste, wildeste Essen der Stadt im winzigen "St. Charles Alimentary" der beiden Philipps.

Seit vergangener Woche hat hier auch das "Novi" eröffnet, da sind die Chefs Montenegriner und die Küchenlinie mediterran - obwohl der Koch, Jürgen Eder, aus Österreich stammt. Der hat aber immerhin schon im einst mit drei Michelin-Sternen geschmückten "Chez Nico" an der Londoner Park Lane gekocht. Im "Novi" ist er Herr über eine offene Küche, die nicht einmal durch eine Glaswand vom Gastraum getrennt ist. Das riecht man natürlich ein bisschen, dafür wird einem als Gast nicht fad - egal, wer sonst noch mit am Tisch sitzt.

Stimmiges Interieur

Das Interieur ist eine durchaus mutige Kombination aus violetten Wänden und orange bezogenen Sitzmöglichkeiten, dazu gibt es das derzeit unvermeidliche Edelholzfurnier. Wirkt insgesamt aber durchaus stimmig. Der Service wusste in der Eröffnungswoche zwar noch nicht immer, welcher der vorerst neun angebotenen Weine auch tatsächlich lagernd war und fiel auch sonst durch allerhand Unsicherheiten auf, machte das aber mit ausgesuchter Freundlichkeit mehr als wett.

Die Karte überrascht mit ein paar durchaus originellen Positionen. Panna cotta vom Sellerie mit Olivenpesto etwa hätte das Zeug zu einer erfreulichen Vorspeise, dafür müsste sie aber erheblich weniger Gelatine enthalten. Penne mit würziger Salsiccia entpuppen sich als Pasta mit ziemlich tomatenlastigem Sugo, der mehr als stark gewürzt ist. Die hausgemachten Gnocchi hätten durch weniger (oder, noch besser, gar kein) Obers in der Gorgonzolacreme nur gewonnen - so waren sie in der Hauptsache fett. Dafür sind die gegrillten Calamare mit klassisch balkanischen Spinaterdäpfeln von auffälliger Frische und ausgesprochen zart. Geschmorte Schweinsbackerln profitieren von einem tadellosen, ebenso cremigen wie bissfesten Risotto mit ordentlich Käse, dem Granatapfelkerne fruchtig-herbe Kontraste zur Süße des Fleisches verleihen. Im Eingangsbereich fällt eine lange, niedrige Schank auf, an der man auch sitzen kann. Hier hoffen die Betreiber, in Zukunft eilige Mittagsgäste zu empfangen. (Severin Corti/Der Standard/rondo/30/11/2007)