Wien - Nicht unerwartet bedeutet die Entscheidung des Wirtschaftsministerium kein Ende der Debatte um das Sängerknaben-Projekt im Wiener Augarten: Für kommende Woche plant der Verein "Freunde des Augartens" erste Protestmaßnahmen. Die Anrainerinitiative will laut einer Sprecherin am Freitag im Detail darlegen, wie der Protest aussehen wird. Fix ist bereits, dass es am Montagvormittag eine erste Aktion geben wird. Eine Besetzung des Areals wird nicht ausgeschlossen, allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt: "Jetzt ist es dafür noch zu früh, das ist erst sinnvoll, wenn die Bagger vor der Tür stehen."

Auch im Wiener Gemeinderat wird am Freitag über den umstrittenen "Konzertkristall" diskutiert. Die Wiener Grünen werden die Causa in einer Aktuellen Stunde (Titel: "Augarten: Brennpunkt politischer Unkultur - BürgerInnen werden missachtet") die von ihnen kritisierte Entscheidung zum Thema machen.

Deponie Donauplatte

Über ein Filmkulturzentrum wird weiter öffentlich nachgedacht - und zwar vor allem im Rathaus: Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny äußerte nun die Idee, eine solche Einrichtung auf der Wiener Donauplatte am Ufer der Neuen Donau zu errichten. Dort könnte nicht nur eine Dependance des Filmarchivs, sondern auch ein Depot des Filmmuseums untergebracht werden, so Mailath-Pokorny in der "Presse" wie im Ö1-Morgenjournal. Für den Standort, der fernab von den innerstädtischen Bezirken eine Kulturwidmung aufweist, gab es bereits andere Vorschläge: Ein Guggenheim-Museum war genauso im Gespräch wie eine Niederlassung der Universität für Angewandte Kunst. Zuletzt hatte das Museum für Moderne Kunst angekündigt, neue Ausstellungsräume dort errichten zu wollen.

Die Wiener Sängerknaben, die mit Vorbereitungen für das Einreichen der Pläne bei der Baubehörde befasst sind, wollen mit ihrem "Konzertkristall"-Projekt neben Toristen auch Kinder in den 430 Leute fassenden Konzertsaal in den Augarten locken: Aufführungen von Kinderopern sind geplant, das Wiener Kindertheater soll ebenfalls in den Komplex einziehen. Auch anderen Vokal- und Instrumental-Ensembles soll er als Probe- bzw. Spielstätte zur Verfügung stehen. Die Sängerknaben selbst werden den Konzertsaal laut eigenen Angaben an etwa 90 Tagen pro Jahr bespielen. An aufführungsfreien Tagen wird die - laut einem neuen Werbeslogan - "älteste Boygroup der Welt" den Saal für den Probebetrieb nutzen. (APA)