Velden - Mit einem handfesten Wirbel ist am Dienstagabend im Casino Velden die posthume Verleihung des Kärntner Landeskulturpreises an den im Mai dieses Jahres verstorbenen langjährigen Intendanten des Stadttheaters Klagenfurt, Dietmar Pflegerl, über die Bühne gegangen. Die Witwe, Ellen Pflegerl, entzog dem Vorsitzenden des Fachbeirates für darstellende Kunst und Laudator Michael Weger auf offener Bühne das Wort. Der von ihr gewünschte Redner, der Kulturchef der "Kärntner Tageszeitung", Bertram Karl Steiner, war seitens der Landeskulturabteilung abgelehnt worden.

Der Konflikt hatte sich bereits vor Tagen in den Medien angekündigt. Landeskulturreferent Jörg Haider war zu keinem Einlenken bereit und wollte auf den Wunsch der Witwe nicht eingehen. Es sei festgelegt, dass ein Mitglied des unabhängigen Fachbeirates die Laudatio halte. Haider erklärte wenige Stunden vor der Veranstaltung, dies sei die übliche Vorgangsweise bei derartigen Preisverleihungen.

"Demütigend"

Am Satz des "ungewollten" Laudators Weger "Gäbe es nicht mich als Vorsitzenden, gäbe es den Preis für Dietmar Pflegerl nicht" entzündete sich schließlich der Funke. Die Witwe Pflegerls erklomm das Podium und nahm das Mikrofon an sich. "Dieses ganze Prozedere ist so demütigend für mich. Jetzt weiß ich, wofür mein Mann 15 Jahre gekämpft hatte", sagte Ellen Pflegerl.

Nachdem sie die Bühne wieder verlassen hatte, gab es von Weger, seines Zeichens Intendant der "neuebühnevillach", noch einige Sätze. So meinte er unter anderem: "Ich glaube, dass es mehr als eine Wahrheit gibt." Immer wieder gab es auch Rufe aus dem Publikum nach Steiner als Laudator. Nach einigen Diskussionen übergab Haider schließlich der Witwe und deren Tochter Olivia die Auszeichnung.

Haider selbst wertete die Vorgänge als "Versuch einen Kulturkampf aufkommen zu lassen". Man habe der Erinnerung an Pflegerls Werk "keinen guten Dienst erwiesen" und solle "nicht kulturpolitische Kriege inszenieren". Unter seiner Ägide als Landeskulturreferent sei die Kultur "demokratisiert" worden. Die "verhinderte" Rede Steiners wurde im Anschluss an die Veranstaltung an das Publikum ausgeteilt. (APA)