Berlin - Das Berliner Filmmuseum erzählt ab Donnerstag in einer Sonderausstellung die Geschichte eines Genres, das in den Jahren 1929 bis 1933 eine kurze Blütezeit erlebte. "Wenn ich sonntags in mein Kino geh" heißt die Ausstellung, die bis zum 27. April 2008 unter anderem Originalpartituren, Drehbücher, Schmuckalben zu Premieren, Kostüme und Plakate von Filmoperetten zeigt.

Drei nachgebaute Kinos sollen den Ausstellungsbesuchern die Bandbreite der damaligen Aufführungspraxis vom kleinen Ladenkino bis zum luxuriösen Filmpalast zeigen, wie Kurator Peter Jammerthal am Mittwoch erklärte. Dort sind im Original-Kinoambiente insgesamt 55 Ausschnitte aus Filmen wie "Die Drei von der Tankstelle" (1930, Regie Wilhelm Thiele), "Der Kongress tanzt" (1931, Regie Erik Charell), "Ich bei Tag und du bei Nacht" (1932, Regie Ludwig Berger) und "Ein blonder Traum" (1932, Regie Paul Martin) zu sehen.

"Trotz frivoler Beschwingtheit"

Die Tonfilm-Operette sei zwar ein Kassenmagnet beim Publikum gewesen, sagten die Ausstellungsmacher. Von der zeitgenössischen Kritik wurde sie aber geschmäht und politisch von links wie rechts angegriffen. Eskapismus warfen die Linken den Filmemachern vor, von rechts sei das Genre als zu frivol verurteilt worden. Die Schau zeichnet auch das Schicksal der vielen an den Produktionen beteiligten und von den Nazis verfolgten jüdischen Künstler bis ins Exil nach. In einem Karteikasten mit Biografien können die Besucher die Lebensläufe von 70 Künstlern nachlesen.

"Trotz frivoler Beschwingtheit und Nähe zum mondän-bürgerlichen Milieu reflektierten die Filme den Alltag der Weimarer Republik", erklärten die Kuratoren. "Sie enthielten selbstironische Kommentare zu zeitgenössischen Themen wie Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und tradierten Geschlechterbeziehungen." Die Tonfilmoperette sei Ausdruck der Widersprüchlichkeit dieser Jahre, die sowohl von wirtschaftlicher Krise und politischen Auseinandersetzungen als auch liberaler und fortschrittlicher Atmosphäre der modernen Großstadt geprägt waren.

Weiterer Ausstellungsschwerpunkt ist die Vermarktung der Filmoperette: Die im Film immer wieder vorkommenden Schlager wie zum Beispiel "Irgendwo auf der Welt gibt's ein kleines bisschen Glück" und "Einmal schafft's jeder" aus "Ein blonder Traum" mit Lilian Harvey liefen später im Radio und wurden von Tanzkapellen intoniert. In den Musikhandlungen wurden Schallplatten und Noten zu den Ohrwürmern verkauft. (APA/dpa)