Die Gehaltsverhandlungen wurden abgeschlossen, die Post hat doch nicht gestreikt – und so blieben sie uns nicht erspart. Die letzten Weihnachtsbriefe. Durch die muss man sich jetzt durchkämpfen. Also was haben wir da. Als Erstes – nach langer Zeit – ein Gruß vom W. Das tut gut: "2008 werden wir sicher wieder auf einen Kaffee gehen, ich fühl’ es ..."

Im nächsten Kuvert lauert aber schon das erste der großen postalischen Weihnachtsmysterien. Eine Werbeagentur verschickte eine mächtige Karte mit "Weihnachts PR". Neben dem gedruckten "Frohe Weihnachten ... and a happy new year" eine Unterschrift.

Das Ergebnis nach dem mühsamen Entziffern und noch längerem Grübeln: "Mll4W". Kenn ich nicht. Vielleicht ist es ja ein entfernter Verwandter von C3PO aus Star Wars. Wie praktisch: Auf der Rückseite ist eine Liste aller 72 Mitarbeiter dieser Agentur. Mll4W scheint aber neu in der Firma zu sein und wurde noch nicht gelistet.

Im nächsten Kuvert schon wieder ein neuer Bekannter. Eine Firma, von der ich bis jetzt noch nie etwas gehört habe. Aber sie ist offenbar international tätig, da man "grenzenlos Frohe Weihnachten" und so fort wünscht. Und zwar ein gewisser "Truuun" – er könnte allerdings auch "Fuuuuu" heißen. Bis jetzt war mir nur ein Herr Wu bekannt. Der unterschreibt aber auf chinesisch.

Dann noch die Karte einer Medienagentur, auf der das Legionslager Carnuntum abgebildet ist – der Brief wurde aber in Absdorf abgeschickt. Absdorf war doch der Geburtsort der Großmutter! Mit einer gewissen "Sth XVrfr" sind wir allerdings weder verwandt noch verschwägert. Der Wunsch "für das neue Jahr, privat und beruflich Glück und Gesundheit!" kommt aber trotzdem gut an.

Der allerliebste Weihnachts- und Silvestergruß ist aber immer noch der kürzeste. Jener, den ein Kollege einmal am letzten Arbeitstag vor Weihnachten zurief: "Vierazwanzig – Anadreißig!" Und dessen Paraffe "Rfl" würde ich unter 1000 Weihnachtskarten sofort erkennen. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD - Printausgabe, 22./23. Dezember 2007)