Bild nicht mehr verfügbar.

Nach der katholischen Theologie war Josef eigentlich ein Patchwork-Vater. Doch was tun, wenn zwei Papas oder zwei Mamas zusammen vor dem Christbaum stehen wollen?

Foto: EPA/Nelson
Graz - Familien, in denen die Eltern sich gerade getrennt haben, stehen oft vor dem scheinbar unlösbaren Rätsel, wie sie ihren Kindern frohe Weihnachten bescheren sollen. Zusammen? Getrennt? Hat der neue Partner Platz neben dem Christbaum? Geht es überhaupt ohne Stress?

Grundsätzlich gilt, dass Trennungskinder um die Weihnachtszeit besonders viel Aufmerksamkeit brauchen, weil beim Fest der Familie "alte Wunden wieder berührt werden", erzählt Dagmar Bojdunyk-Rack, Geschäftsführerin von Rainbows Österreich, dem Verein, der Trennungskindern zur Seite steht, im Standard-Gespräch. Auch wenn in Teilen Österreichs bereits jede zweite Ehe geschieden wird, sei Familie - in all ihren Erscheinungsformen - für Kinder noch immer sehr wichtig. Das weiß Bojdunyk-Rack nicht nur aus ihrer Beratungspraxis: "Die Fachliteratur sagt uns, dass der Wert Familie unverändert groß ist".

In den Wochen vor Weihnachten erhalte ihr Team deutlich mehr Anfragen als sonst, viele davon drehen sich um Weihnachten, berichtet die Pädagogin. Für viele Eltern ist die Adventszeit der erste Anstoß, die Kinder auch für die Zeit danach in einer Rainbows-Gruppe anzumelden, wo sie mit anderen Betroffenen ihre neue Situation aufarbeiten können.

Kinder fragen

"Wir raten den Eltern zuerst einmal, die Kinder zu fragen, wie sie gerne feiern würden, und dann zu überprüfen, ob diese Lösung für alle stimmig ist." Wovon Bojdunyk-Rack dringend abrät, ist, "den Kindern zuliebe" einer Situation zuzustimmen, in der man sich nicht wohlfühlt: "Das strahlt letzten Endes auch auf die Kinder aus". Auch dem oft artikulierten Wunsch der Kleinen, mit beiden Elternteilen gemeinsam zu feiern, sollte man nur mit großer Vorsicht zustimmen: "Kinder können sich dabei die falsche Hoffnung machen, dass die Eltern wieder zusammenkommen."

Patchwork-Mamas und Patchwork-Papas sollten sich zu Weihnachten im Hintergrund halten, selbst wenn sie im Alltag bereits eine wichtige Rolle spielen. So könne man Situationen, wo Kinder in einen Loyalitätskonflikt geraten, vermeiden.

Zweimal feiern Die am häufigsten gewählte Lösung sei jene, getrennt zweimal zu feiern. Wichtig sei auf jeden Fall, dass die Kinder Geschenke von jenem Elternteil, der nicht mehr im gemeinsamen Haushalt lebt, annehmen dürfen: "Wenn der Umgang zu Weihnachten eingeschränkt oder gar verweigert wird, trifft dies die Kinder besonders hart. Nur: Eltern sollten sich nicht gegenseitig mit Geschenken ausstechen und in Konkurrenz treten." (Colette M. Schmidt/DER STANDARD-Printausgabe, 24./25./26.12.2007)