Franz Morak ist locker, wie er es die sechs Jahre nicht war, in denen er als Staatssekretär die Kulturpolitik mitbestimmte. Obwohl seine neue, eigentlich alte Rolle als Kultursprecher der ÖVP kaum Auftritte im Rampenlicht erlaubt. Aber der einstige Schauspieler schert sich wenig um großkoalitionäre Abkommen: Er übt immer wieder Kritik an seiner Nachfolgerin, ist für Claudia Schmied daher fast so unangenehm wie Wolfgang Zinggl von den Grünen.

Im Oktober zum Beispiel brachte er eine Anfrage ein, in der von der Kulturministerin u. a. wissen wollte: "Was ist grundsätzlich die gesellschaftliche Relevanz der Kulturpolitik? Welche Personal- und Programmbereinigungen schlagen Sie innerhalb der derzeitigen Kulturpolitik vor? Wo besteht in der Kulturpolitik des Bundes übergreifender Handlungsbedarf? Welche auch radikalen Alternativen zum Status quo der Kulturpolitik möchten Sie verfolgt sehen?"

Natürlich gibt es eine Vorgeschichte: Im Zuge der Diskussion um die Reform der Bundesmuseen hatte Schmied den Direktoren keine konkreten Pläne mit-, sondern nur Fragebögen ausgeteilt. Eben zur gesellschaftlichen Relevanz, zu "Handlungsbedarf", "Defiziten" und "radikalen Alternativen", zu Vorschlägen zu "Sammlungs- und Programmbereinigungen".

Schmieds Vorgangsweise hätte, konstatierte Morak, "Kopfschütteln ausgelöst, denn diese allgemein gehaltenen Fragestellungen zeugen von krasser Inkompetenz und wären viel eher von den kulturpolitisch Verantwortlichen zu beantworten." Und so konterte er eben mit seiner Anfrage - "in Anlehnung" an den Fragenkatalog.

Das war durchaus als aktionistischer Akt zu interpretieren. Schmied reagierte dennoch sachlich. Wenn auch wenig konkret: Kulturpolitik sei "per se von großer gesellschaftlicher Bedeutung". Und brauchbare Antworten zum "übergreifenden Handlungsbedarf" wie zu "Defiziten" blieb sie einfach schuldig.

Zweimal antwortete sie aber durchaus keck. Denn bezüglich der "Personal- und Programmbereinigungen" meinte sie, dass die Fragestellung in die falsche Richtung ziele: Kulturpolitik dürfe nicht von "Bereinigungen", sondern müsse von der Gewährleistung der Vielfalt geleitet sein. Und auf die Frage nach "radikalen Alternativen" erwiderte sie, dass Radikalität mitunter in der Kunst stattfinde, die durch eine weltoffene Kulturpolitik ermöglicht werde, aber "nicht in der Kulturpolitik".

Ähnlich hätte auch die Direktoren auf die Fragen nach "Bereinigungen" und "radikalen Alternativen" antworten können. Doch das wäre dann Schmied-kritisch gewesen. Und das verkniffen sich die meisten. (Thomas Trenkler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.12.2007)