Die ÖBB-Reform schaffte neue Gagenkaiser.

Foto: Standard/Christian Fischer

Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA
Laut Rechnungshof sind die Vorstände von AUA, ÖIAG und Verbund die Gagenkaiser im staatsnahen Bereich. Die ÖBB-Manager können da zwar (noch) nicht ganz mithalten, bei den Zuwächsen der Bezüge liegen sie allerdings an vorderster Front.

***

Wien – Während die 489 Vorstände und Geschäftsführer in staatsnahen Betrieben 2006 mit einer Gehaltsaufbesserung von durchschnittlich sechs Prozent das Auslangen finden mussten, durften sich die ÖBB-Manager über weit höhere Sprünge freuen. Nach einer Auflistung des Rechnungshof gönnten sich die Holding-Chefs Martin Huber und Erich Söllinger eine Aufbesserung ihrer Salärs gegenüber 2005 um 41 Prozent und kommen nun auf ein Durchschnittseinkommen 553.000 Euro brutto im Jahr.

Besonders zufrieden dürften sie mit dem Leiter der Tochter ÖBB Dienstleistungsgesellschaft, Franz Nigl, gewesen sein. Sein Bezug wurde gleich um 84 Prozent aufgestockt. Auch in anderen Bahnfirmen sind die Gehaltserhöhungen beträchtlich (Grafik).

"Wildwuchs"

Die Opposition nützte die Erhebung des Rechnungshof für einen Rundumschlag. SP-Rechnungshofsprecher Günther Kräuter kritisierte, dass Huber "beinahe doppelt so viel wie der Bundeskanzler" verdiene, "hier sind die Relationen aus dem Lot". Der grüne Vorsitzende des Rechnungshofausschusses, Werner Kogler, sprach von einem "völligen Wildwuchs": Ein Apparat von 13 Vorständen sei inakzeptabel meinte Kogler, der dem ÖBB-Vorstand "Freunderlwirtschaft und Inkompetenz" vorwarf.

Das ÖBB-Management hat die Darstellung im Einkommensbericht prompt zurückgewiesen. Rechne man diverse Erfolgsprämien heraus, so lägen die Erhöhungen "deutlich" unter den Steigerungen anderer Großunternehmen in Österreich. Die Gehälter der Vorstände und Geschäftsführer der ÖBB für die Jahre 2005 und 2006 "sind so nicht vergleichbar", argumentierte ÖBB-Konzernsprecher Alfred Ruhaltinger. Nach der 2005 erfolgten Neustrukturierung seien 2006 erstmals die Prämien für das Jahr 2005 ausbezahlt worden. Allerdings hat der Rechungshof auch bei den anderen Unternehmen die erfolgsabhängigen Zuwendungen erfasst.

Spitzenreiter in staatsnahen Unternehmen ist der AUA-Vorstand, dessen Mitglieder im Schnitt je 681.900 Euro im Jahr verdienten. Dahinter rangieren die (damals noch zwei) ÖIAG-Vorstände, knapp gefolgt von der Verbund-Führungsriege. Zum Vergleich: Der Durchschnitt der Staatsmanager kommt auf eine Gage 149.400 Euro.

Selbst die öffentlich bediensteten Topverdiener stellen im Vergleich zur Privatwirtschaft keine Ausreißer dar. Laut einer Erhebung der Personalberatung Neumann International kamen die Vorstände der im Wiener Leitindex ATX gelisteten Unternehmen auf durchschnittlich 668.900 Euro. Freilich bewegen sich nur einige wenige Spitzenmanager in ganz anderen Sphären und verdienen über drei Millionen Euro im Jahr.

Beim – gerade für seine Gebührenerhöhung viel gescholtenen – ORF hebt der Chefwechsel mit Ende 2006 den Schnitt der 16 Direktoren inklusive General (bei dem steht vorn ein Dreier) deutlich: 279.300 Euro pro Kopf, inklusive Abfertigungen und nicht konsumierter Urlaube. Ohne Abfertigungen: 253.500 – pro Kopf 16.100 mehr als 2005.

Einer der 3700 Angestellten des ORF kostete 2006 im Schnitt knapp 70.000 Euro – mit Abfertigungen aber 127.000. Der Chef der ORF-Vermarktungstochter Enterprise erhielt 2006 mit 263.400 (+20.200) mehr als mancher Direktor, bei der Gebührentochter kosten zwei Manager im Schnitt 142.800.

Die beiden Chefs der Medienbehörde RTR erhalten je 237.500 Euro. Der Manager der Wiener Zeitung 162.000. (as, fid, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.12.2007)