Cover: Pulp Master
Uriah Walkinghorse jedenfalls nicht, als ihn eine aufgemotzte Dame darum bittet, ihr bei ihrem Auftritt als Domina zu assistieren. Uriah ist ein ansehnlicher Muskelmann, frisch getrennt, jobbt als Hausmeister und ist offiziell arbeitslos, damit er der Verflossenen kein Geld zahlen muss. Außerdem hat er eine bunt zusammengewürfelte Herkunftsfamilie mit Adoptivgeschwistern und haufenweise Probleme.

Uriah macht sich im Folterkeller des gutgehenden Unternehmens nützlich; dumm, dass der angesehene Banker nach der harschen Behandlung an einem Herzinfarkt stirbt. Auftritt der Femme fatale in Gestalt der knackigen Witwe: Man nötigt Uriah, die Leiche aus dem kompromittierenden Etablissement der Domina zu entfernen und im ehelichen Schlafgemach zu drapieren. Damit beginnt für Uriah ein gröberes Schlamassel, weil Drogenbosse aufgrund eines Missverständnisses den ahnungslosen Sex-Assistenten aufs Korn nehmen.

Uriah findet sich als Gefangener irgendwo in der mexikanischen Wüste wieder, wo die Gangster unbehelligt ihre Mordopfer zu verscharren pflegen. Rick DeMarinis ist ortskundig: Er hat in El Paso an der University of Texas gelehrt und beschreibt das gesetzlose Niemandsland zwischen Mexiko und den USA mit eindringlicher Plastizität. Er ist ein zynischer Beobachter der Profitmaximierung und der allgemeinen Korruption, jedoch ein liebevoller Schilderer grindiger Bars. Rasant unterwegs und voll irrwitziger Szenen ist dieser umfangreiche Roman mehr als ein Krimi, er ist ein Wüstensturm. (Ingeborg Sperl, DER STANDARD/Printausgabe, 28./29.12.2007)