Geschlechterpolitik
Frau bei Donnerstags- Demo verletzt
Wie und warum es zu dem Gerangel kam, daran scheiden sich die Geister
Wien - Bei der jüngsten Donnerstags-Demo mit rund 1500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern kam es zu gröberen Zwischenfällen. Wie und warum, daran
scheiden sich die Geister.
Laut Polizeibericht sei im Zuge einer Rangelei am Stubenring in der City eine Radfahrerin "selbst verschuldet" zu Sturz gekommen. Die Frau musste mit
Verdacht auf Gehirnerschütterung von einem Notarztwagen ins Krankenhaus gebracht werden; sie konnte Freitag mit leichter Gehirnerschütterung in
häusliche Pflege entlassen werden.
Auslöser für die Rangelei sei ein "amtsbekannter" Demonstrant gewesen, der mit einer Transparentstange auf einen Beamten eingeschlagen habe -
Festnahme und Anzeige wegen versuchter schwerer Körperverletzung und Widerstandes gegen die Staatsgewalt. Beamte wurden laut Polizeibericht nicht
verletzt.
Keine Rede von Provokation mehr
Von der von der Polizei am Donnerstag auf Anfrage der APA abgegebenen Erklärung, eine Radfahrerin sei "auf einen oder zwei Polizisten zugefahren" und
habe offenbar ein "provokantes Verhalten" an den Tag gelegt, war am Freitag im Polizeiprotokoll nicht mehr die Rede.
Dies stimmt mit Aussagen einer Zeugin überein, die gegenüber dem S
TANDARD
erklärte, die betroffene Frau sei nicht mit einem Fahrrad unterwegs gewesen,
demgemäß auch nicht auf Beamte zugefahren. "Die Einzige mit einem Fahrrad in der Nähe war ich." Dem Vorfall sei ein "Gerangel" mit einem jungen Mann
vorausgegangen. Dies bestätigt ein weiterer Zeuge, dessen Schilderung des Geschehens allerdings nicht mit jener der Polizei übereinstimmt: Der nun
angezeigte Demonstrant sei mit einem Transparent auf dem Gehsteig gelaufen, dabei von einem Polizisten angerempelt worden. Daraufhin sei er diesem
nachgelaufen und habe ihn zur Rede gestellt.
Zu der nun folgenden Amtshandlung seien andere Demonstranten hingelaufen. Die Polizei hätte dann versucht, in die Menschentraube einzudringen, dabei
sei die junge Frau zu Sturz gekommen. Die Dienstnummern der amtshandelnden Polizisten sind dem S
TANDARD
bekannt. (simo/tapa)
(D
ER
S
TANDARD
, Print-Ausgabe, 26./27.08.2000)