Cover: Fischer
An sich ist der Job eines Auftragskillers ein unmoralischer. John Rain, Asiate mit eisernen Nerven, leistet sich dennoch so etwas wie Moral. Er tötet prinzipiell keine Frauen und Kinder. Das wird ihm zum Verhängnis, als er einen israelischen Waffenhändler eliminieren soll und ihm dabei dessen kleiner Sohn in die Quere kommt.

Rain Man verzichtet auf die Beseitigung des Bombenbauers und handelt sich damit große Probleme ein. Einerseits ist sein Auftraggeber, der israelische Geheimdienst, verschnupft, andererseits war Rain Man gezwungen gewesen, zwei CIA-Mitglieder zu töten, die den Mann beschützen wollten. Verkehrte Welt, jetzt hat Rain die Amerikaner und die Israelis gegen sich. Barry Eislers Agententhriller zwischen Manila, Bangkok, Hongkong und Phuket bringt eine Wiederbegegnung mit dem Serienhelden aus Tokio Killer und seiner Geliebten Delilah, die diesmal auch mit ihrem Gewissen kämpfen muss. Sie wird ausgeschickt, um John Rain zu eliminieren. Ganz traut John seiner Geliebten nicht – Paranoia als dauernder Geisteszustand hat schon manches Agentenleben gerettet.

Eisler will nicht groß philosophieren. Was er liefert, ist Spannung, internationales Flair, guten Erzählrhythmus, eine kalte, desillusionierte Sicht auf die politischen Sachzwänge, die Tendenz der Geheimdienste, einen Staat im Staate aufzubauen und sich ihre eigenen Gesetze zu machen. Eisler erwähnt in seiner Biografie, er sei selbst drei Jahre in den Diensten des CIA gestanden. Was immer er da gemacht hat – Japan und die benachbarten Staaten hat er dabei gut kennengelernt. Das kommt seinen nahezu perfekten Thrillern zugute. (Ingeborg Sperl, ALBUM DER STANDARD/Printausgabe, 05./06.01.2008)