Im niederösterreichischen Wieselburg ließ sich Rosenkranz mit Enkerl Fritz am Arm zur Spitzenkandidatin für die Wahl im März küren.

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Wieselburg – Bei der FPÖ sind sie erst seit ein paar Tagen. Aber inhaltlich sind Patrick, Patricia und Simone, alle drei noch keine 18, schon voll und ganz auf Linie: „Wegen ihrer tollen Ideen“ ist Simone den Freiheitlichen beigetreten. Die da wären? Betretenes Schweigen. „Na ja, kein EU-Beitritt der Türkei“, fällt Patrick schließlich ein, „und dass sich die FPÖ für unsere Heimat einsetzt.“ Barbara Rosenkranz ist für Patricia ein „echtes Vorbild“, zehn Kinder will sie zwar nicht unbedingt, „aber schon einige“, später irgendwann.

Nicht nur die drei Jung-Blauen sind Fans der FPÖ-Landesparteiobfrau in Niederösterreich. Die 279 Delegierten am Landesparteitag wählten sie einstimmig zur Spitzenkandidatin für die Landtagswahlen am 9. März. Auch als Obfrau wurde sie bestätigt, mit immerhin 98,2 Prozent. Getagt wurde im roten Wieselburg im Mostviertel, ausgerechnet in der „Europahalle“. Der Empfang für Rosenkranz und Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache war aber stilgerecht: „Oh du mein Österreich!“ spielte die Blaskapelle. Denn die Heimat, die muss „gerettet“ werden, das „christlich-europäische Abendland“ sei einer schweren islamistischen Bedrohung ausgesetzt, und es drohe der „EU-Anschluss“, warnte Strache seine Parteikameraden.

Inhaltliche Überraschungen hatte er keine parat, dafür ein paar laue Schmähs: Niederösterreich brauche Profil statt Glatze, meinte er in Anspielung auf das spärliche Haupthaar von VP-Landeshauptmann Erwin Pröll, und die Grünen sollten sich doch in „Zogaj-Partei“ umbenennen. Was ein ordentlicher FPÖler ist, der dürfe sich von „den Gutmenschen nicht beeindrucken lassen“, auch nicht, was sein Geschichtsbild betrifft. Österreich sei nun einmal erst 1955 befreit worden, und „das werden wir auch so sagen“. Noch ein paar Seitenhiebe auf die ÖVP (Pröll sei ein „verkappter Alt-68er“, Innenminister Günther Platter „knieweich“), und schon rauschte Strache ab nach Graz, wo am Sonntag das blaue Neujahrstreffen stattfand. Die niederösterreichische SPÖ würdigte er mit keinem Wort, dafür aber den roten Verteidigungsminister, den „Zivildiener Darabos“, der „unsere Soldaten in den Tod schickt“. Rosenkranz bemühte sich, ihre „Gesinnungsgemeinschaft“ als Familienpartei zu positionieren: Die FPÖ trete an, um „das Land unseren Kindern in einem annähernd so guten Zustand zu übergeben, wie wir ihn vorgefunden haben“. „Mut zur Heimat“ wird auf Rosenkranz’ Wahlplakaten stehen, „Einwanderung zerstört den Sozialstaat“, lautete das Credo ihrer Parteitagsrede.

Nicht nur ideologisch, sondern auch mit Würsteln und Bier gestärkt, verließ die blaue Basis die Europahalle. Auf sie kommt in den nächsten vier Wochen einige Arbeit zu: Unterschriften wollen gesammelt werden, nämlich 50 pro Bezirk, damit die FPÖ bei den Landtagswahlen überhaupt kandidieren kann. Die Alternative – eine Unterschrift von drei Landtagsabgeordneten – kommt für die FPÖ nicht infrage. Vier Mandate und damit Klubstärke wollen die Freiheitlichen, sagte Landesgeschäftsführer Martin Huber. Strache legte die Latte höher: Zweistellig soll die FPÖ in Niederösterreich werden – das wäre mehr als eine Verdopplung der Stimmen, bei den Landtagswahlen 2003 war die FPÖ auf 4,5 Prozent abgestürzt. Rosenkranz will nur „stärker werden“. An der absoluten Mehrheit der ÖVP zu rütteln sei kein Ziel: „Ich bin ja realistisch.“ (Andrea Heigl/DER STANDARD, Printausgabe, 14.1.2008)