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Grafik: APA
Wien - Am Mittwoch verhandelten die Spitzen der österreichischen Sozialpartner mit Regierungsvertretern einmal mehr über das "Lehrlingspaket". Hauptknackpunkt war die Finanzierung, aber auch die Förderkriterien waren umstritten. Ergebnisse sollen nach der Regierungsklausur verkündet werden.

Wie berichtet, gab es bis zuletzt Uneinigkeit zwischen Rot und Schwarz, ob oder bis zu welchem Ausmaß die Befreiung von Arbeitslosenversicherungsbeiträgen für Personen im Alter ab 56 Jahren (dienstgeber- und dienstnehmerseitig je drei Prozent) wieder gestrichen werden soll, um damit qualitative Maßnahmen in der Lehrlingsausbildung zu finanzieren.

Wirtschaftsforscher bezweifeln aber, dass die Befreiung von Versicherungsbeiträgen die Situation älterer Arbeitnehmer beziehungsweise Arbeitssuchender verbessern kann: "Mitnahmeeffekte sind immer hoch, wenn etwas generell für alle gilt", sagt Helmuth Mahringer vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) im Gespräch mit dem Standard. Er verweist auf Finnland, "wo man das Problem älterer Arbeitnehmer schon vor zehn Jahren aufgerollt hat". Dort sei viel mehr Augenmerk darauf gelegt worden, wie vor allem unter gesundheitlichen Aspekten Ältere in den Arbeitsprozess über die gezielte Beratung auch von Klein- und Mittelbetrieben passend "integriert werden können, statt nur zu schauen, wie bekomme ich sie raus". Eine Lohnstützung, wie sie die Beitragsbefreiung darstellt, wirke nur dann, wenn es um die Wiedereingliederung von älteren Arbeitssuchenden gehe.

In Österreich stieg im Vorjahr zwar die Beschäftigung der Generation 50+ (von 561.167 im Jahr 2006 auf 592.500 Personen), die Arbeitslosenquote sank lediglich von 7,2 auf 7,3 Prozent (nationale Berechnung).

Zu den geplanten Lehrlingsmaßnahmen sagt Mahringer, es sei dies die "richtige Richtung", man sollte nur noch mehr die Qualität der Ausbildung fördern und von der Gießkanne - Prämie für jeden Lehrplatz, abhängig von der Höhe der Lehrlingsentschädigung - absehen.

Nicht zufrieden mit dem von den Sozialpartnern ursprünglich vorgeschlagenen Modell ist indessen der Namensgeber der alten Prämie, Egon Blum, Lehrlingsbeauftragter der Regierung aus dem Ausbildungsmusterland Vorarlberg. Er befürchtet nun den Wegfall tausender Lehrstellen, sagte er im ORF-Radio. (szem, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.01.2008)