Moritz ist heute drei Monate alt geworden. Gerne würde er mit seinen Eltern feiern gehen. Am liebsten ins Lokal XXX, wo es den besten faschierten Braten im Grätzel gibt oder ins YYY, wo sie diesen großartigen Erdäpfel-Avocado-Salat servieren. Obwohl seine Eltern immer davon schwärmen, kann er beides (über den Umweg der Mutterbrust) nicht genießen. Warum? Wegen der sturen Tante Familienministerin.

Andrea Kdolsky ist es nämlich zu "verdanken", dass es noch immer kein strengeres Rauchverbots-Gesetz für Lokale gibt. "Ich beharre darauf, weil ich glaube, dass die Wahlfreiheit ein wichtiger Faktor ist", sagt sie. Und was sagt Moritz? Nichts natürlich. Reden kann er schließlich noch nicht so wirklich. Babys (und Kleinkinder) müssen das einfach so hinnehmen. Ihre Wahlmöglichkeit: Entweder passiv Dreckluft inhalieren im Lieblingslokal der Eltern oder in die zweite Wahl ausweichen. Aber wie bitte soll da der Bub jemals lernen, was gut und was schlecht ist, wenn die Ausweich-Location zwar rauchfrei ist, aber das Ambiente keinerlei Stil hat und das Essen bestenfalls Mittelklasse? Oder schlimmer noch: Wenn der Papa völlig vertrottelt, weil er im Ausweich-Cafe ZZZ im Optimalfall die "Neue Post" im Zeitschriftenhalter vorfindet.

Es ist höchste Zeit, dass das Raucher-Gesetz verschärft wird. Entweder durch komplette Rauchverbote in allen Lokalen (die vorbildlichen Iren schaffen es auch im ärgsten Guinness-Zustand noch vor das Lokal, um zu qualmen) oder zumindest durch verpflichtende rauchfreie Bereiche. Wenn sich schon die Erwachsenen (gegenseitig) umbringen, dann sollten sie das nicht vor ihren Kindern tun. Das ist nämlich Gacki, signalisiert Moritz. (Rainer Schüller, derStandard.at, 9. Jänner 2008)