Eine Amerikanerin sucht ihren Mann, der in der Ukraine verschwunden ist. Sie trifft auf unwillige Behörden und Vertuschungsmanöver, auf einen feigen Konsul und einen hilfreichen Anwalt. Was sich liest wie das Exposé zu einem Krimi, entfernt sich zunehmend vom Genre und mutiert zu einem elegischen Porträt der Ukraine, speziell der Stadt Lemberg. Die polnische Autorin Maria Nurowska schildert die Geschichte dieser geschundenen Stadt und ihrer schicksalsergebenen Bewohner mit großer Emotion. Durch die westlichen Augen der Kunsthistorikerin Elizabeth, die weder das Land noch dessen Sprache kennt, entfaltet sich das Bild einer korrupten Oligarchie und käuflicher Mörder, eines politischen Systems, dem es völlig gleichgültig ist, wie beschmutzt es vor den Augen der Welt dasteht. Elizabeth hört sich die Geschichten alter Frauen an, deren Männer und Kinder zum Tod verurteilt wurden, sie versucht, der Spur des Entführten zu folgen, und findet dabei eine junge Frau und ein Kind, die sie zwingen, ihr eigenes Leben und ihre Ehe in einem neuen Licht zu sehen. Elizabeth weiß schließlich gar nicht mehr, ob es irgendeinen Sinn hat, sich auf der Suche nach Jeff in Lebensgefahr zu begeben. Als sie nach Tschetschenien reist, weil ihr Mann dort angeblich gefangen gehalten wird, ist ihr bewusst, dass die Russen sie zu Propagandazwecken missbrauchen, aber sie verfolgt stur ein immer aussichtsloser werdendes Ziel. Nurowskas Buch Dein Name geht dir voraus verliert am Ende zwar etwas an Leuchtkraft, aber er ist in weiten Teilen beeindruckend und eröffnet eine Sicht auf Osteuropa, die trotz der Düsterkeit faszinierend erscheint. (Ingeborg Sperl, ALBUM/DER STANDARD, 11./12.01.2008)