Geschlechterpolitik
London: Missbrauchsopfer protestieren
Kirche soll sich entschuldigen
London - Mehr als 100 Personen, die nach eigenen Angaben als Kinder von katholischen Geistlichen sexuell missbraucht
wurden, haben am Montagnachmittag in London vor dem Sitz des Erzbischofs von Westminster einen Schweigemarsch
abgehalten. Eine Sprecherin der Organisatoren des Protestes, Susan Rahilly, erklärte im Vorfeld der Aktion, man verlange
von der Kirche eine "bedingungslose Entschuldigung" für das den Opfern zugefügte Leid. Die DemonstrantInnen trugen ein
Transparent mit sich, auf dem die Namen von mehr als 1300 Missbrauchsopfern verzeichnet waren.
Dem Londoner Erzbischof Cormac Murphy O'Connor war vor einigen Wochen in Medienberichten vorgehalten worden, er hätte
in seiner Zeit als Bischof von Arundel Anfang der Achtzigerjahre den sexuellen Missbrauch von Buben durch einen - wegen
weiterer Übergriffe inzwischen verurteilten - Priester seiner Diözese vertuscht. Der Erzbischof wies diese Darstellungen als
unrichtig zurück. Er habe den Geistlichen damals sofort suspendiert und in psychologische Behandlung geschickt. Nach
erfolgter Behandlung sei ihm von Experten versichert worden, eine Wiederverwendung als Seelsorger sei möglich, sagte der
Erzbischof. Daher habe er ihn als Flughafenseelsorger in Gatwick eingesetzt. Dort machte sich der Priester allerdings weiterer
Übergriffe gegen Jugendliche schuldig. 1996 legte er vor Gericht ein umfassendes Geständnis ab. (APA)