Nein, dieser Partei ist wahrlich nicht mehr zu helfen. Das Wiener Liberale Forum führt derzeit eine öffentliche Selbstzerstörung vor, die ihresgleichen sucht. Und das, wo eigentlich nur mehr nackter Überlebenskampf angesagt ist. Austritte, Rausschmisse - Unprofessionalität pur. Die Liberalen sind kopflos - in jeder Hinsicht. Auf einen Bundessprecher konnte man sich nach dem Abgang von Christian Köck Ende Juni nicht einigen. Friedhelm Frischenschlager wurde nur Präsidiumssprecher. Gänzlich unübersichtlich ist die Situation in Wien: Die geschasste Gabriele Hecht führt nach wie vor mit ihren Getreuen den Klub, verlässt aber die Liberalen. Alexandra Bolena ist Landeschefin, wurde von Hecht aber aus dem Klub rausgeworfen. Bolena tätigte sogar gestern noch ungerührt eine Sach-Presseaussendung (zur Spitalspolitik). Doch im Schaukampf geht medial alles andere unter. Dabei hätten die Liberalen in Wien gar keine schlechten Chancen gehabt - vor allem bei jungen, bürgerlichen und weiblichen Wählern. Denn die Wiener ÖVP gibt nicht einmal mehr vor, diese Schichten ansprechen zu wollen. Bernhard Görg zeigte sich im Frühsommer auf Plakaten handküssend mit einer eher ländlich aussehenden, weiß behandschuhten Dame und führt damit einen Fiakercharme vor, den Michael Häupl besser beherrscht. Oder die Grünen: Van der Bellen hat im TV-Sommergespräch kürzlich seine Partei offen als linksliberal bezeichnet und will mit dieser Ansage offenbar im Wählerteich der Liberalen und der SPÖ fischen. Das Ökologische - das viele Bürgerliche immer wieder bewogen hat, den Grünen ihre Stimme zu geben - rückte er klar in den Hintergrund. Eine wirtschaftsliberale, moderne, städtische Partei hätte zumindest in Wien gute Chancen gehabt. Doch dieser Zug ist abgefahren.