Peter Pailer, Liste 9, auf Stimmenfang.

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Graz - Dass ÖVP, SPÖ, KPÖ, die Grünen, FPÖ und BZÖ um Stimmen bei den Grazer Gemeinderatswahlen buhlen, ist bekannt. Doch auch kleinere Gruppierungen, Namenslisten und Kleinparteien, denen wenige Chancen auf ein Mandat eingeräumt werden, begeben sich auf Stimmenfang.

"Differenzierte Sichtweise"

Der Grazer Peter Pailer hat einen künstlerisch-intellektuellen Ansatz gewählt. Er tritt sozusagen aus Protest an. Sein zentraler Wahlspruch: "Für kritischen Geist und differenzierte Sichtweise".

Pailer erläutert auf seiner Homepage, was ihn an der momentanen politischen Situation stört: "Mir gehen die Politiker mitsamt ihren kulturlosen und Kultur-Schoßhündchen nur mehr so was von auf den Wecker, weil (fast) alles, was nur irgendeinen Sinn ergibt, von ihnen weder verstanden noch in der Umsetzung gefördert wird, es sei denn, man gehöre zu deren Seil-, Bruder- oder sonstigen -schaften."

Er kandidiert bei der Wahl am kommenden Sonntag mit der Liste "Salz": Er will das Salz im von den "siamesischen Zwillingen SPÖÖVP" dominierten Gemeinderat sein.

YouTube-Videos

Der Künstler hat während des Wahlkampfes eine Reihe von YouTube-Videos erstellt, die Einblick in seine "Wahlkampfeinsätze" geben. Im Video "Liste 9" spaziert er mit einer Lebensgroßen Ziffer 9 am Grazer Hauptplatz und fordert die BürgerInnen auf, die Liste 9, also seine Liste, zu wählen.

Im Video "Medien-Hype" macht sich Peiler über die Medienberichterstattung lustig. Im Selbstinterview nennt er vier Sätze, die die Medien über seine Liste bisher geschrieben hätten: "Erstens, Sie kandidieren. Zweitens, Sie kandidieren auf Liste neun. Drittens, Sie sind ein stadtbekannter Links-Intellektueller. Viertens, Sie sind völlig unbekannt."

Für Autofahrer, gegen Armut

Die Österreichische Autofahrer- und Bürgerinteressenspartei (ÖABP), die schon 1993 mit zwei Mandaten und 1998 mit einem Mandat ins Rathaus eingezogen war, nimmt die Gemeinderatswahlen hingegen sehr ernst. Sie will es bei diesen Wahlen wieder wissen, Listenchef Baldur Platzer will die im Vorjahr installierten "Grünen Zonen", gebührenpflichtige Parkplätze ohne zeitliche Beschränkung, wieder abschaffen.

Der ehemalige Pächter des Schlossbergrestaurants, Erich Wegscheidler, kandidiert mit der Liste "Wegscheidler". Er plakatierte seine Botschaft: "Reichtum umverteilen, nicht Armut."

Mehr Babies

Die Zentrumspartei (ZPA) will mit der Kandidatur auf eine "neue bundespolitische Alternative" aufmerksam machen. Robert Kreiner, auf Platz drei der Liste, erläutert: "Die ZPA ist sie ein mahnender Zeigefinger gegen die etablierte Politik in Land und Bund." Der jugendliche Michael Neurohr (23) bringt das Wahlprogramm der ZPA auf den Punkt: "Geburtenrate rauf, Verwaltung runter". (rwh, derStandard.at, 15.1.2008)