Michaela Englert und Florian Pausch wollten nicht dabei zusehen, wie eines der ältesten Kinos der Stadt langsam stirbt und betätigen sich seit kurzem nebenberuflich als Kinobetreiber

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Wien – „Warum wir uns das antun“, sagt Florian Pausch, „fragen wir uns selbst jeden Tag von neuem.“ Der gelernte Filmvorführer hat gerade, gemeinsam mit der Marketingexpertin Michaela Englert, das Admiral-Kino in der Burggasse übernommen. Die beiden wollen einem der letzten Bezirkskinos der Stadt neues Leben einhauchen. „Dass das nicht leicht wird, ist uns klar“, sagt Pausch. Seit gut 95 Jahren werden im Neubauer Ein-Saal-Kino Filme gezeigt, der Besucheransturm hielt sich dort zuletzt aber einigermaßen in Grenzen.

Nach einer ganzen Reihe magerer Jahre – die nahe gelegene Lugner Kino City setzte dem Kleinkino wesentlich mehr zu als ursprünglich angenommen – ging der Vorbesitzer, der auch das Bellaria betreibt, kurz vor Weihnachten dazu über, das Admiral nur noch einmal pro Woche aufzusperren.

„Wir wollten nicht zusehen, wie das Admiral langsam stirbt“, sagt Michaela Englert, die seit 20 Jahren im siebten Bezirk lebt. Nach einigen Tagen des hektischen Zahlen-in-den-Taschenrechner-Hämmerns beschlossen Pausch und Englert, sich als nebenberufliche Kinobetreiber zu versuchen. Daraus einmal einen Full-Time-Job zu machen können sich die beiden derzeit nicht vorstellen: „Das geht sich schon rein finanziell nicht aus“, sagt Englert, die bei der Filmverleihfirma Filmladen arbeitet. Momentan sind die beiden damit beschäftigt, die Technik auf den neuesten Stand zu bringen. Die neuen Lautsprecher sind bereits installiert, als Nächstes werden Filmprojektoren angeschafft. Das Admiral mit seinen 108 Plätzen soll ein Nachspielkino bleiben, in denen Arthouse-Filme laufen, die in keinem anderen Kino der Stadt mehr zu sehen sind.

Gepflegt retro

„Wir wollen jene Leute ansprechen, die keine Lust haben, per Rolltreppe in den Saal zu fahren, sondern Wert auf Atmosphäre legen“, sagt Englert. Die Einrichtung will man deshalb auch in den nächsten Monaten auf einen „gepflegten Retro-Level“ bringen. Derzeit durchstöbert Englert sämtliche Bezirksarchive nach alten Bildern des Admirals vor dessen Renovierung Ende der 70er.

Gut die Hälfte des derzeitigen Publikums wohnt in unmittelbarer Nachbarschaft. Um künftig auch Wiener aus anderen Bezirken anzusprechen, bitten Englert und Pausch einmal pro Monat zum „Hundeabend“: Dann dürfen auch hechelnde Besucher in den Kinosaal. „Die Sitze sind für die Hunde natürlich tabu“, sagt Englert. Auf die Idee habe sie ein Bekannter gebracht: „Der beschwert sich immer darüber, dass er seinen Hund zu Hause lassen muss, wenn er ins Kino geht.“ Und weil schließlich jedes Kleinkino eine Nische brauche, probiere man das jetzt einfach aus. (Martina Stemmer, DER STANDARD Printausgabe, 16.1.2008)